Nach Graftons Unigebäude in Lima 2016 und einem Kinderdorf am Rand des brasilianischen Regenwalds 2018 kürte die RIBA-Jury ein Krankenhaus in Bangladesch zum „weltbesten neuen Gebäude“: Der alle zwei Jahre verliehene RIBA International Prize 2021 geht an das Friendship Hospital in Satkhira im Südwesten des Landes. Entworfen wurde der in eine Wasserlandschaft eingebettete Campus vom Büro Kashef Chowdhury/Urbana aus Dhaka. Damit gewann bei der dritten Ausgabe des 2016 lancierten Preises abermals ein Projekt, das nicht nur mit herausragender Gestaltung, sondern auch mit nachhaltiger sozialer Wirkung punkten kann.
Das Gemeindekrankenhaus, das in Zusammenarbeit mit der NGO Friendship in einer bengalischen Küstenregion errichtet wurde, die 2007 von einem schweren Wirbelsturm betroffen war und unmittelbar vom Ansteigen des Meeresspiegels bedroht ist, stellt die medizinische Versorgung Tausender Menschen in den umgebenden Dörfern sicher. Das Projekt stehe für eine „Architektur der Menschlichkeit und des Schutzes“, so die Juryvorsitzende Odile Decq. Mit bescheidenem Budget und unter schwierigen Rahmenbedingungen realisiert, reagiere es auf aktuelle globale Herausforderungen wie den ungleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung und die vernichtenden Auswirkungen des Klimawandels auf vulnerable Gemeinschaften.
Das den Landstrich prägende Wasser ist zentraler Bestandteil des Entwurfs von Kashef Chowdhury/Urbana: Ein Kanal durchläuft das aus Ziegeln gemauerte Gebäudeensemble und trennt stationäre von ambulanten Bereichen. Er fängt Regenwasser auf und leitet es in einen neu gebauten Tank ab – eine wichtige Ressource in einem Gebiet, in dem der steigende Meeresspiegel zur Versalzung des Grundwassers geführt hat. Zugleich befördert der gezackte Wasserlauf ein angenehmes Mikroklima und ersetzt energieaufwendige Klimaanlagen. Der natürlichen Belüftung und Belichtung dient auch eine Reihe von Innenhöfen. Öffnungen im Mauerwerk unterstützen die Kühlung und lassen schattige Bereiche entstehen.
Zudem wird die Auszeichnung RIBA International Emerging Architect 2021 verliehen, mit der ebenfalls im Zwei-Jahres-Turnus „innovative Büros von morgen“ geehrt werden. Hier konnte das Teheraner Büro Hooba Design Group mit dem Firmensitz des Ziegelherstellers Kohan Ceram überzeugen. Charakterisiert ist der in Orange leuchtende Bau durch die Verwendung eines eigens dafür entwickelten Lochziegels und begrünte Hohlräume im Gebäudeinneren – beides Maßnahmen, um Temperatur und Lichtzufuhr in der trockenen Hitze Teherans effektiv zu regulieren und die durch eine benachbarte Autobahn verschmutzte Luft zu filtern.
Beide Preisträger wurden aus dem 16 Projekte umfassenden Pool der RIBA International Awards for Excellence 2021 ausgewählt. Auf der Shortlist für den International Prize standen neben dem letztendlichen Gewinner auch die Berliner James-Simon-Galerie von David Chipperfield Architects (Berlin) und die Kopenhagener Brücke Lille Langebro von Wilkinson Eyre (London) and Urban Agency (Kopenhagen). (da)
Fotos: Asif Salman, Deed Studio, Parham Taghioff, Simon Menges, Rasmus Hjortshøj