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21.10.2013

Zu unbequem?

Querelen in Dessau um Bauhaus-Chef Oswalt


Im März 2009 wurde Philipp Oswalt zum neuen Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau ernannt und damit Nachfolger von Omar Akbar. Dass man sich mit Oswalt einen eigensinnigen, streitbaren Kopf ans Bauhaus holen würde, war klar – mehr noch, es war explizit erwünscht, denn damals ging es in Dessau vor allem darum, wie man der Stiftung wieder neues Leben einhauchen und für angemessene Relevanz im zeitgenössischen Diskurs sorgen könnte. Die Untätigkeit und vor allem: die Unsichtbarkeit, in der sich die Stiftung damals befunden hatte, waren die schärfsten Kritikpunkte.

Eines kann heute, da sich Oswalts erste Amtszeit dem turnusmäßigen Ende nähert, wohl niemand anzweifeln: Die Stiftung aus der Unsichtbarkeit herausgeholt zu haben, mehr noch, aus ihr wieder eine international beachtete, quicklebendige, manchmal vielleicht sogar etwas zu hochtourige Institution gemacht zu haben, ist Oswalt gelungen. Die Verlängerung um eine weitere Amtszeit schien da eher Formsache – dennoch hat der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh (SPD), Ende der letzten Woche im Stiftungsrat durchgesetzt, dass die Stelle zum Februar 2014 neu ausgeschrieben werden soll. Inhaltliche Gründe wurden bislang keine genannt.

Gerade deswegen ist das Vorgehen seltsam, insbesondere wenn man bedenkt, dass noch nie einem Stiftungsdirektor in Sachsen-Anhalt eine zweite Amtszeit verweigert wurde. Denn die Stelle neu auszuschreiben ergibt nur Sinn, wenn man den Direktor loswerden möchte – der großzügige Hinweis, Oswalt könne sich ja wieder bewerben, wirkt wie Hohn.

Fest steht, dass Oswalt und Dorgerloh bereits mehrfach unterschiedlicher Meinung waren, etwa beim Standort eines neuen Besucherzentrums in Dessau. Oswalt hat dabei immer wieder die eigenen Meinungen und vor allem das Interesse der Stiftung vertreten, auch lautstark – und sicher auch ohne allzu viel Rücksicht auf parteipolitisches Kalkül. Aber nichts davon (was öffentlich wurde) erscheint wie eine unüberbrückbare inhaltliche Differenz – es sei denn, man hat ein generelles Problem mit öffentlich gemachten Meinungsunterschieden.

Für die vielen laufenden Projekte des Bauhauses, das sich mit den Bauhaus-Institutionen in Weimar und Berlin derzeit auf das 100. Gründungsjubiläum 2019 vorbereitet, wäre der Wechsel des Direktorenpostens gerade jetzt eine Katastrophe. Das zeigen auch die ersten Reaktionen auf die angekündigte Ausschreibung. So attestiert Christian Eger in der Mitteldeutschen Zeitung der Kulturpolitik in Sachsen-Anhalt einen „autoritären Zug“, und Die Welt spricht von „politischer Ratlosigkeit“.

Auch andere Akteure aus dem Kulturbereich haben sich bereits zu Wort gemeldet. Gabriele Tietze, Vorsitzende des Dessau-Roßlauer Kulturausschusses, fühlt sich „entmündigt“, und der Intendant des Dessauer Theaters, Andre Bücker, sagt, er sei „schockiert, wie mit einem Mann umgegangen wird, der sich so engagiert hat. Solche Leute holt man, damit sie unbequem sind“. Richtig. Denn generell erscheint es nur positiv, wenn ein Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau auch in Zukunft eine eigene Meinung haben darf – und diese auch öffentlich machen darf. (Florian Heilmeyer) 


Zum Thema:

Ausführliches Interview mit Philipp Oswalt zu seinem Amtsantritt 2009 in der BAUNETZWOCHE#134: „Streit am Bauhaus“


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