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23.06.2020

Archithese feiert die Freiheit

Queerness-Ausgabe und Crowdfunding


Es ist Juni, und die LSBT*QI+-Community feiert den Pride-Monat. Aufgrund des Großversammlungsverbots und der damit verbundenen Neuterminierung einiger Paraden dürfte sich der „Monat“ weit in den Herbst hineinziehen. Bis dahin gibt es reichlich Lesestoff. Denn mit der neuesten Ausgabe der Schweizer archithese widmet sich nun die erste deutschsprachige Zeitschrift für Architekturtheorie den Belangen der Szene. In neun auf Englisch oder Deutsch verfassten Essays und vier Kunst-Inserts wirft das Heft mit dem schlichten Titel „Queer“ ein Schlaglicht auf Queerness in der Architektur. Das war auch höchste Zeit!

Schließlich arbeiten in den Büros der weithin als liberal geltenden Architekturlandschaft überproportional viele Schwule und Lesben. In den Führungsetagen und Professuren muss man sie hingegen eher suchen – und Trans* erst recht. Die Zürcher Redaktion sieht das Heft als Teil eines thematischen Quartetts, das – nach der Sonderausgabe zur fehlenden Parität von Frauen in leitenden Positionen vor vier Jahren – mit Schwerpunkten auf Ausländer*innen und Migrant*innen sowie Menschen mit körperlichen und psychischen Abweichungen von der Norm in Zukunft noch weitere Aspekte von Marginalisierung in die akademische Architekturdebatte bringen will.

Dabei geht es klar um das Setzen eines Statements und die Forderung nach einem Ende von Ungerechtigkeit, Gewalterfahrung, Kriminalisierung sowie Homo- und Trans*phobie – und nach mehr und geeigneteren Räumen für Queers. Zugleich liest sich das Heft als Feier von Queerness, Vielfalt und Freiheit. Es eröffnet damit auch einen methodischen Fundus: Queering als architektonisches Werkzeug. Beim Lösen aus normativen Fesseln entstehen Spielräume, Mehrfachlesbarkeiten, Nischen – und es kann zu einem Verschieben von Grenzen kommen. Queering kann helfen, Architektur nicht mehr als statisches Konstrukt, sondern als performativen Akt zu verstehen.

Um sich mit solchen und anderen Themen journalistisch frei auseinandersetzen zu können, hat sich archithese Anfang des Jahres zum 50. Jubiläum als gemeinnütziger Verein eintragen lassen. Sie untersteht nun keinem großen Verlagshaus mehr. Die gegenwärtige Krise schlägt sich freilich in ausbleibenden Werbeeinnahmen nieder. Per Crowdfunding bittet die Redaktion aktuell um Unterstützung ihres unabhängigen Journalismus. Noch bis Freitag, 10. Juli 2020 läuft der Finanzierungszeitraum. (kms)


Zum Thema:

www.startnext.com/du-bist-archithese


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