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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Quartiersumbau_in_Bruessel_von_AgwA_9585922.html

06.09.2024

Gemischt durchlässig

Quartiersumbau in Brüssel von AgwA


Dass sich der Mut zur Lücke lohnen kann, zeigt die Umgestaltung eines Wohnblocks in der dicht besiedelten Gemeinde Saint-Gilles in der Region Brüssel-Hauptstadt. Hier hat das ortsansässige Büro AgwA das Gelände der ehemaligen École Centrale des Arts et Métiers (ECAM) zu einem gemischt genutzten Block umgebaut. Entstanden sind ein kleiner Park, ein Spielplatz, eine Schule, ein Kindergarten, ein Zentrum für Hausaufgabenbetreuung sowie Sporthallen, Künstlerateliers und Büros. Das Besondere: Statt zu verdichten, wurde für mehr Durchlässigkeit gesorgt.

Das Projekt 1407_ECAM setzte die Stadt Brüssel im Rahmen eines bereits 1993 initiierten „Nachbarschaftsvertrages“ um. Neben dem Neubau und der Sanierung von Wohnhäusern sieht das Programm vor, öffentliche Räume aufzuwerten sowie in soziale Projekte zu investieren. Bei dem Gelände der ehemaligen Hochschule ECAM entschied sich die Stadt jedoch dagegen, weiteren Wohnraum zu schaffen. Stattdessen lobte sie 2015 einen Wettbewerb für ein Konzept zu den genannten Nutzungen aus.

Besagter Block im Viertel Bosnie – benannt nach der gleichnamigen Rue de Bosnie – wird straßenseitig von Reihenhäusern begrenzt. Im Inneren befinden sich die Bestandsgebäude der ECAM, die teilweise in den 1920er und 1950er Jahren, teilweise Ende des 20. Jahrhunderts errichtet wurden. Die Grundsubstanz blieb im Wesentlichen erhalten: Bei einer Bruttogrundfläche von 7.627 Quadratmetern entfielen lediglich 1.362 Quadratmeter auf den Neubau. Dennoch  wurden drei baufällige Volumen abgerissen – ein Lager- und ein Nebengebäude sowie eine alte Sporthalle.

Das ehemalige Lehrgebäude der ECAM stammt aus den 1950er Jahren und steht im Zentrum des Grundstücks. Der dreigeschossige Bau wurde saniert und zu einem großen Kindergarten umgebaut. Angrenzend daran befindet sich nun ein ebenfalls dreigeschossiger Neubau mit Büros, der sich zum Innenhof und Spielplatz hin orientiert. Zwischen diesem Volumen und einem weiteren Bestandsbau spannt sich ein neues Dach auf, wo eine große Sporthalle untergebracht ist.

Bei dem straßenseitigen Gebäude an der Südseite des Blocks handelt es sich um das älteste Gebäude der Anlage. Dieses blieb erhalten und wurde lediglich um einen Zugang vom Spielplatz zur Straße ergänzt. Im Inneren des Baus befindet sich eine große Industrieküche, in der die Mahlzeiten für alle Schulen und Kindertagesstätten des Viertels gekocht werden. Im Rest des Gebäudes sind Versammlungsräume, Küchen und Bars für lokale Vereine und Jugendclubs untergebracht.

Das Projekt reiht sich in die Vielzahl an vorbildhaften Beispielen für zukunftsweisende Stadtentwicklung ein, die in den letzten Jahrzehnten in Brüssel entstanden sind. Ein Bilderbuchprojekt quasi – wären da nicht die mit großen Gittern versperrten Zugänge. Es bleibt zu hoffen, dass auch diese irgendwann verschwinden dürfen. (dsm)

Fotos: Séverin Malaud


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