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04.06.2019
Hochgesichert in Stammheim
Prozessgebäude von Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Seit Jahren gebe es einen Anstieg von Staatsschutzstrafverfahren, doch man sei nun „bestens für die Zukunft gerüstet.“ Guido Wolf, Justizminister von Baden-Württemberg, zeichnete gestern, bei der Eröffnung des neuen Prozessgebäudes des Oberlandesgerichts in Stuttgart-Stammheim mit kühlem Optimismus ein unbehagliches Szenario: Die Zahl der Terrorstraftaten steigt und mit ihnen der Bedarf an hochgesicherten Justizeinrichtungen. Im Neubau werden in Zukunft Terrorismusprozesse mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen durchgeführt.
Stammheim in Stuttgart ist seit den RAF-Prozessen als Standort der gerichtlichen Verfolgung von Terrorismus in die deutsche Zeitgeschichte eingegangen. Auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt, direkt neben der fensterlosen Mehrzweckhalle, die eigens für die Prozesse gegen Gudrun Ensslin oder Andreas Baader errichtet wurde, stellten Thomas Müller Ivan Reimann Architekten (Berlin) das neue Prozessgebäude des Oberlandesgerichtes fertig. In dem soliden Quader befinden sich auf knapp 3.000 Quadratmetern zwei Säle mit 60 bzw. 90 Plätzen, in denen parallel und unabhängig voneinander Verhandlungen stattfinden können.
Geradezu unumstößlich wirkt der kubische Bau mit seinem geschlossenen Sockel und dem streng gerasterten Obergeschoss. Mit seiner Schauseite orientiert sich der Bau zur Stadt, mit seiner umzäunten Rückseite schließt er an das Gelände der Jusitzvollzugsanstalt an. Die Schauseite inszenierten die Architekten mit einer großzügigen Treppe und grünem Naturstein als öffentlichen Eingang. Im Obergeschoss arbeiteten sie mit einer repetitiven, plastisch stark durchgeformten Fensterstruktur.
Die innere Organisation teilten die Architekten in einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Bereich. Zwei Höfe belichten alle sicherheitsrelevanten, nach innen orientierten Räume. Die zwei hochgesicherten Gerichtssäle liegen selbstverständlich ebenfalls im Inneren des Baukörpers. Über Oberlichter erhalten sie natürliches Licht.
Als ein „herausgehobenes öffentliches Gebäude, das Beständigkeit, Würde und Selbstverständnis ausstrahlt“, bezeichnen die Architekten ihren Neubau. „Mit seiner Architektur setzen wir ein Zeichen für eine moderne Justiz im Land“, betonte Staatssekretärin Gisela Splett. Die Gesamtkosten des Hauses belaufen sich auf 29 Millionen Euro. Die alte Multifunktionshalle der RAF-Prozesse soll übrigens abgerissen werden. (sj)
Fotos: Stefan Müller, Oliver Rieger
Zum Thema:
Am Samstag, 29. Juni 2019, 10 bis 16 Uhr lädt das Oberlandesgericht zum Tag der Offenen Tür des Neubaus in der Asperger Str. 47 in Stuttgart-Stammheim. Es erwarten Sie Informationen zum Gebäude, Staatsschutzverfahren und Justiz sowie ein Catering. Der Eintritt ist frei.
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Den öffentlichen Eingang zum neuen Prozessgebäudes des Oberlandesgerichts verkleideten die Architekten mit Chloritgneis Dorfergrün.
Die hochgesicherten Gerichtssäale werden über Oberlichter belichtet.
Unterschiedliche Wandfarben gestalten die Innenräume.
Aus Sicherheitsgründen werden nur wenige Innenaufnahmen und keine Pläne des Hauses veröffentlicht.
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