Der Alexandra Pier, ein Kai am alten Hafen von Montréal, ist wie viele Kais andernorts im Wandel. In den 1960er Jahren wurde das darauf befindliche Iberville International Passenger Terminal ausschließlich für die Abfertigung von Kreuzfahrtschiffen genutzt. Die Weiterreise nach Montréal erfolgte per Taxi, Auto und Bus – ein Zugang des Kais für Fußgänger war nicht vorgesehen. Einige der historischen Hangars vom Anfang des 20. Jahrhunderts – damals wurde der Kai zusätzlich zur Aufnahme von Immigranten und Reisenden auch für Fracht genutzt – wurden für riesige Parkflächen genutzt. Diese autogerechte städtebauliche Situation soll jetzt einer Revision unterzogen werden und Bedürfnissen im 21. Jahrhundert angepasst werden.
Die Bauherrin Montreal Port Authority (MPA) beauftragte das Montréaler Büro Provencher_Roy mit einer Neukonzeption von Kai und Terminal, um Montréals Bedeutung als Touristendestination nachhaltig zu fördern. Bei der Planung hatten die Architekten zwei Kriterien zu erfüllen: Der Kai sollte gleichzeitig den operativen Anforderungen internationaler Kreuzschifffahrtslinien sowie den Wünschen der Bevölkerung nach öffentlichen Räumen am Wasser gerecht werden. „Ein Projekt für die Tourismusindustrie und die Bewohner beziehungsweise Besucher der Montréaler Altstadt“, fasst der Büropartner Claude Provencher zusammen.
Der Kai soll besser in die Stadtstruktur Montréals integriert werden. Dafür präsentieren die Architekten drei Ideen. Die erste: Das Terminal für die Ankunft und Abfahrt der Kreuzfahrtschiffe wird an die Schnittstelle zum alten Hafen verlagert. Reisende können es so von der Straßenebene erreichen. Ein zweites Element ist ein Fußgängerweg, der die Stadt, den Kai und das Wasser des Saint Lawrence Rivers verbindet und als landschaftliche Promenade das Dach des Terminals zugänglich macht. Die Linearität des bestehenden Parks im alten Hafen wird bei der formalen Konzeption des Kais aufgegriffen.
Ein drittes Element ist ein „Signature Tower“, ein weithin sichtbarer Turm, der – wenn man aus der Altstadt schaut – wie ein Leuchtturm die Position der Wasserkante markiert und als Aussichtsplattform dient. 2017, pünktlich zu Montréals 375-jährigem Jubiläum können sich Touristen bei der Ankunft erstmals einen Überblick über die Stadt verschaffen beziehungsweise Montréaler zum Wasser spazieren. Dann soll der Umbau nämlich fertiggestellt werden. (df)
Auf Karte zeigen:
Google Maps