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01.03.2023
Durch Bauen Malaria vorbeugen
Prototyp für Forschungsprojekt in Tansania von Ingvartsen Arkitekter
Die Regionen südlich der Sahara weisen weltweit das höchste Bevölkerungswachstum auf. Laut Schätzungen der UNO soll sich Zahl der hier lebenden Menschen bis 2050 fast verdoppeln. Gleichzeitig sind die Bewohner*innen des Subsahara-Gebiets hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt: Malaria sowie Darm- und Atemwegserkrankungen sind weit verbreitet, was neben der schlechten medizinischen Versorgung auch an den schwierigen Wohnverhältnissen liegt.
Eine schlechte Belüftung der von dicken Wänden umgebenen traditionellen Lehm- und Strohdachhäuser, offene Feuerstellen, schwierig zu reinigende Erdoberflächen ebenso wie eine unzureichende Wasserversorgung und offene Latrinen erhöhen das Risiko für Darm- und Atemwegsinfektionen. Ebenerdige Schlafzimmer und fehlende Moskitonetze tragen zu einer besonders hohen Dichte der krankheitsübertragenden Insekten bei. Die gesundheitlichen Folgen sind in ländlichen Regionen wie Mtwara im Süden Tansanias besonders spürbar, wo die Menschen nur sehr begrenzten Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung haben.
Um die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern, wurde das Projekt Star Homes ins Leben gerufen: Seit über zehn Jahren erforscht ein interdisziplinäres Team aus Architekt*innen, Gesundheitswissenschaftler*innen und Entomolog*innen die Möglichkeiten zur Entwicklung kostengünstiger, komfortabler und insektensicherer Unterkünfte. Die klinischen Studien werden unter Leitung von Lorenz von Seidlein, Professor an der Mahidol Oxford Research Unit, Bangkok sowie der University Oxford, und Salum Mshamu, Gründer und CEO sowie Lead Consultant der CSK Research Solutions Ltd. Tanzania, durchgeführt.
Für den Star-Home-Prototyp, der insgesamt 110-mal in 60 verschiedenen Dörfern in Mtwara errichtet wurde, zeichnet das Büro Ingvartsen Arkitekter aus Kopenhagen verantwortlich. Die Entwicklung des architektonischen Konzepts wird außerdem von einem Forschungsteam der Architekturfakultät der Royal Danish Academy begleitet, das von Jakob Brandtberg Knudsen von Invartsen Arkitekter geleitet wird.
Die zweistöckigen, mit Solarpaneelen ausgerüsteten Wohnhäuser, zu denen auch eine separate Nasszelle gehört, bilden die Grundlage für eine bis 2025 angesetzte Studie. Diese soll Daten darüber liefern, inwiefern die angepassten Lebensverhältnisse zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation beitragen. Per Lotterie wurden die Familien ausgewählt, die bestimmte Kriterien erfüllen sollten – wie etwa im Haushalt lebende Kinder unter 13 Jahren. Parallel werden Kinder beobachtet, die in traditionellen Häusern aufwachsen. Desweiteren wird die Studie mittels Interviews, Diskussionen, Hausbegehungen und Fragebogen durchgeführt.
Laut Projektbeschreibung bemühte sich das Team um niedrige Betriebs-, Energie- und Wartungskosten genauso wie um einen geringen Ressourcenverbrauch bei dem aus Beton konstruierten Star Home. Als Vergleichsobjekt zogen sie ein einstöckiges Betonhaus mit Wellblechdach heran – dies sei die Konstruktion, die die Menschen bei zunehmendem Wohlstand in der Regel wählen würden, um ihr bestehendes Haus zu ersetzen. Pro Quadratmeter verbrauche ein Star Home etwa 37 Prozent weniger gebundenen Kohlenstoff, 40 Prozent weniger gebundene Energie und 70 Prozent weniger Beton, erklären die Forschenden. Man hoffe mit dem Star Home nicht nur die gesundheitliche Situation zu verbessern, sondern die Familien langfristig auch aus der Armut befreien zu können. (dsm)
Fotos: Julien Lanoo
Zum Thema:
Auch in der Baunetzwoche#485 geht es um Tansania, jedoch nicht um den ländlichen Raum, sondern um Dar es Salaam, die größte Stadt Ostafrikas.
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