Wer schon einmal im Sommer in London war, wird es kennen: das Open Air Theater im Regent’s Park, berühmt für seine Shakespeare-Inszenierungen in lauen Sommernächten. Bis zu 1.200 Zuschauerinnen strömen jeden Abend nach Westminster, in das 1932 gegründete Freilufttheater unter Bäumen. Seit Mai hat das Traditionstheater eine neue Probebühne, entworfen vom jungen Londoner Büro Reed Watts Architects. Für die vier Architekten und eine Architektin ist dies nach dem Bau eines Lagerraums und der Überdachung des Backstagebereichs der zweite Auftrag, den sie für die Institution im Regent’s Park realisieren konnten.
Mit ihrem Neubau sind erstmals in der 86-jährigen Geschichte des Theaters alle Produktionsanlagen an einem Ort vereint. Zuvor mussten Schauspielerinnen, Tänzer und Akrobatinnen für die Proben auf externe Räume ausweichen. In nur sieben Monaten, in der Spielpause des Theaters zwischen Oktober 2017 und Mai 2018, entstand der 480 Quadratmeter große Bau, der neben der Probebühne auch eine neue Kantine integriert. Sie soll tagsüber die probenden Darstellerinnen und abends die Zuschauer des Open Air Theaters versorgen.
Die Unterschiede zwischen Gebäude und Park sollten verschwimmen, der Neubau eine natürliche Erweiterung des Bestands sein, so die Architekten. Deshalb ist das 1,7 Millionen Pfund teure Gebäude, in Auftrag gegeben vom Open Air Theater, in Anlehnung an den umgebenden, unter Schutz stehenden alten Baumbestand, in Holz ausgeführt. Die Konstruktion aus vorfabrizierten, kreuzweise verleimten Massivholzplatten konnte in kurzer Zeit errichtet werden. Sie braucht nur relativ kleine Fundamente, was die Wurzeln der umliegenden Bäume schont – schließlich brauchte es für den Bau im Park die Genehmigung der Naturschutzbehörde.
Außen mit dunkel gebeizter Lärche verkleidet, liegt im Inneren des zweistöckigen Gebäudes die Holzkonstruktion teilweise offen. Das Erdgeschoss teilen sich der Cateringbereich, der Arbeitsplätze für fünf Köche bietet, und die 4,1 Meter hohe Probebühne. In der oberen Etage sind außerdem Büros, kleinere Proberäume fürs Stimmtraining und ein Green Room untergebracht. Herzstück aber ist das offene, 14,3 mal 10 Meter große Studio, ausgestattet mit Spiegeln und elastischem Tanzboden aus Vinyl. (kat)
Fotos: David Jensen, Simon Kennedy
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