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03.06.2022
Barock und Zen in Nordportugal
Private Kapelle und Meditationsraum von Studio Nicolas Burns
Die nordportugiesische Region Minho mit ihren alten Städten und zahlreichen Kirchen und Klöstern darf als traditionelles religiöses Zentrum des Landes gelten. Um eine neue Art von religiösem Spirit geht es auch im 2020 fertiggestellten Projekt von Studio Nicolas Burns, das laut Webseite in Australien, Indonesien und Portugal Dependancen unterhält. Für einen privaten Bauherren wurde auf dessen rund 30 Hektar großem Grundstück ein Gebäudeensemble über L-förmigem Grundriss entworfen, das aus einer Kapelle und einem angrenzenden Meditationsraum besteht und sich als „spirituelle Zuflucht“ im Kontext der Natur versteht.
Der segelartig aufragende, monolithische Betonbau mit einer Fläche von rund 160 Quadratmetern steht auf einem baumbestandenen Hügel und fügt sich zwischen große Felsen und alte Eichen ein. Die Topografie bildet für die Architekten ein wesentliches Gestaltungselement und einen „Teil der Bausubstanz“, schreiben sie. Zudem entstanden Form und Ausrichtung des Baukörpers wohl auch unter Rückgriff auf bestimmte Daten wichtiger Ereignisse der Bauherrenfamilie um diesen Ort des persönlichen Rituals mit zusätzlicher Bedeutung aufzuladen.
Der Zugang erfolgt über einen gewundenen, mit Schieferplatten gepflasterten Weg. Im Inneren zeigt sich der Bau als Abfolge mehrerer kontemplativer Räume, die atmosphärisch unterschiedlich gestaltet sind. Den Eingang zur Kapelle bildet eine vorgesetzte Kammer aus Cortenstahl, die den Klang der Schritte widerhallen lässt. Dahinter öffnet sich der Kirchenraum – mit hochgeschwungenem Betondach und durch eine lange vertikale Lichtnaht erhellt. In der verglasten Gebäudespitze befindet sich das Taufbecken. An der gegenüberliegenden Seite führen Stufen hinauf zum dunkel gehaltenen Altarraum, wo sich – durch seitliche Lichtschlitze wunderbar inszeniert – ein barocker Altaraufsatz aus dem frühen 18. Jahrhundert befindet. Mit vergoldeten gedrechselten Holzsäulen reich verziert, wird seine Wirkung im Gegensatz zu den schlichten, glatten Betonoberflächen, dem Kalksteinboden und den einfachen Formen von Bestuhlung und Altar noch verstärkt.
Vom Kapellenraum führt eine dunkle Holztür zu einem kleinen gepflasterten Hof mit Wasserbecken und zum grundlegend anders gestalteten Meditationsraum, dessen Formen der japanischen Zentradition entlehnt sind. Unter Verwendung lokalen Schiefers wurden die Hofmauern und Außenwände dunkel und rauh gestaltet. Sie wollen als Teil der Landschaft verstanden werden. Der Innenraum ist vollständig mit dunklem Holz verkleidet, belichtet lediglich durch ein vertikales Eckfester – mit Blick auf eine angelegte Wasserfläche und einen massiven Felsblock. Die zur Beleuchtung im Meditations- sowie im Altarraum verwendeten Bienenwachskerzen werden – so ist zu lesen – eigens auf Bali hergestellt. (uav)
Fotos: Peter Bennetts
Zum Thema:
Bemerkenswert und vor allem öffentlich zugänglich sind auch die sieben Holzkapellen im Schwäbischen Donautal.
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