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14.09.2023

Filmtipp: Das Versprechen

Private Führung mit Balkrishna Vithaldas Doshi


Als Balkrishna Vithaldas Doshi 2018 mit dem Pritzker Preis ausgezeichnet wurde, hob die Jury in ihrer Begründung hervor, er habe sein besonderes architektonisches Vokabular mit Wertschätzung für die Tradition und in Harmonie mit der sich wandelnden Kultur seiner Heimat Indien entwickelt. Wertschätzung und Harmonie bilden auch den Grundton des dokumentarischen Filmportraits „Das Versprechen – Architekt BV Doshi“. Entstanden ist der Film des Regisseurs Jan Schmidt-Garre 2022, nur wenige Wochen bevor Doshi 95-jährig im Januar 2023 starb. Seit heute, 14. September 2023 ist der 90-minütige Dokumentarfilm in den deutschen Kinos zu sehen. In diesem Sommer lief er bereits bei Festivals in Hongkong, Südkorea, Polen und Irland, Anfang Oktober wird er zudem beim Architecture Film Festival Rotterdam gezeigt.

In ruhigen, oft nahen, sparsam mit Kammermusik von Béla Bartók akzentuierten Einstellungen führt der Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer Doshi durch sein Leben und sein gebautes Werk. In wenigen Sätzen werden Grundhaltungen über Licht, Form, Wegeführung, Interaktion, nachhaltiges Bauen oder soziale Verantwortung formuliert. Es werden Eindrücke aus der Zeit im Pariser Büro seines Vorbildes Le Corbusiers zu Beginn der 1950er oder Anekdoten über Louis Kahn eingestreut. Man sieht Doshi zu, wie er mit knappen Strichen Entwurfsideen am Zeichenbrett skizziert, dem gegenüber die drei Idealstadt-Veduten Pierro della Francescas an der Wand hängen. Vor allem aber werden Gebäude in ihrem gegenwärtigen Zustand – in voller Nutzung, weitergebaut oder auch leerstehend – durchwandert.

Die Kamera folgt Doshi gleichsam bei einer privaten Führung durch einige seiner wichtigsten Bauwerke, die seit den späten 1950er Jahren im Wesentlichen in der westindischen Millionenstadt Ahmedabad realisiert wurden. So etwa das Institute of Indology, die von ihm mitgegründete Hochschule für Architektur CEPT, sein Privathaus, das Indian Institute of Management, das Premabhai Theatre, das Sozialbauprojekt Aranya und sein eigenes Architekturstudio Sangath, in dem mittlerweile drei Generationen der Familie Doshi arbeiten. Sie spiegeln die Entwicklung seines Werks wieder, in dem er die Einflüsse der internationalen Moderne und des Brutalismus mit den lokalen, handwerklichen Traditionen und gesellschaftlichen Gegebenheiten Indiens zu einer identitätsstiftenden Architektur verbunden hat.

Dass Doshi dabei beinahe jederzeit in Kontakt und Austausch mit Menschen ist, verwundert nicht. Man sieht den Architekten mit Kindern in seiner Montessori-Schule (1963), Studierenden und ehemaligen Kollegen am CEPT (1962–68), Bewohnern des Sozialbauprojekts Aranya in Indore (1989), zwei kleinen Jungen, mit denen er Hand in Hand den Urwald um sein allererstes Projekt durchstreift oder einem Blinden, der sich im bunten Straßengedränge an Doshis Ärmel heftet. All dies unterstreicht seine Auffassung von Architektur und Stadt als zu gestaltende soziale Handlungs- und Erfahrungsräume.

Text: Ulrike Alber-Vorbeck

Das Versprechen – Architekt BV Doshi
Jan Schmidt-Garre
Deutschland 2022, Englisch, OmU
90 Minuten


Gezeigt wird der Film unter anderem vom Wiesbadener Architekturzentrum WAZ in der Reihe Architektur und Film.

Termin
: Freitag, 15. September, 20.15 Uhr und Samstag, 16. September 2023, 17.30 Uhr
Ort:
Murnau Filmtheater, Murnau Straße 6, 65189 Wiesbaden


Video:



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Balkrishna Vithaldas Doshi (1927–2023)

Balkrishna Vithaldas Doshi (1927–2023)

Doshi zeichnet

Doshi zeichnet

Institute of Indology in Ahmedabad (gebaut 1962)

Institute of Indology in Ahmedabad (gebaut 1962)

Doshi mit Studierenden der von ihm mit gegründeten Hochschule für Architektur CEPT in Ahmedabad, (gebaut 1962–68)

Doshi mit Studierenden der von ihm mit gegründeten Hochschule für Architektur CEPT in Ahmedabad, (gebaut 1962–68)

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