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08.03.2018
Erwartbare Überraschung
Pritzker-Preis 2018 für Balkrishna Doshi
Hätte man die gestrigen Suchanfragen der Architekturszene gemessen, wären die beiden Städte Ahmedabad und Bangalore ebenso darunter wie der Name: Balkrishna Doshi. Wie am 7. März in Chicago verkündet wurde, erhält der 90-jährige Architekt den Pritzker Preis 2018. Er ist der 45. Preisträger der renommierten Auszeichnung und der erste Inder, dem diese Ehre zuteilwird.
Die Jury unter Vorsitz von Glenn Murcutt, der in diesem Jahr erstmals auch Sejima Kazuyo angehörte, begründete ihre Entscheidung unter anderem mit dem Worten: Balkrishna Doshi habe über viele Jahre eine seriöse, unauffällige Architektur geschaffen, die keinem Trend folgte. Mit großer Wertschätzung für die Traditionen der indischen Architektur vereinte er Vorfertigung und lokales Handwerk und entwickelte ein Vokabular in Harmonie mit der Geschichte und Kultur und den sich wandelnden Zeiten seiner Heimat Indien.
Bekannter als Doshi selbst sind zumindest hierzulande die Personen, von denen er beeinflusst wurde: Le Corbusier und Louis Khan. Zu den über hundert Werken Doshis zählen das indische Institut of Management in Bangalore (1977–92), das Institut für Indologie (1962), das Kamala Haus (1963) und die Wohnhäuser der Life Insurance Coporation in Ahmedabad (1973).
Die kritischen Stimmen zur aktuellen Relevanz des Pritzker-Preises mehren sich alljährlich in den Tagen vor seiner Verkündung – ebenso wie die Vorschläge für mögliche Kandidaten. Der Druck auf den Preis und seinen Auslober, die Hyatt Foundation, das Image der alten weißen Männer aus dem Westen loszuwerden, war in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Frauen seien ebenso unterrepräsentiert wie Architekten aus Erdteilen jenseits von Nord- und Südamerika, Asien oder Europa. Mit ihrer diesjährigen Entscheidung hat die Pritzkerpreisjury ihren Kritikern den Wind aus den Segeln genommen – und für viele im Westen wieder einmal einen bisher wenig bekannten Namen ins Blickfeld gerückt. (fm)
Zum Thema:
Mehr zum Thema Überraschungen bei der Preisvergabe in der Baunetzwoche #426 „Unknown Pritzkers“.
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Balkrishna Doshi
Das Indische Institut für Management in Bangalore ist von den traditionellen labyrinthartigen indischen Städten und Tempeln inspiriert. Es entstand in mehreren Phasen zwischen 1977 und 1992.
Institut für Indologie in Ahmedabad 1962
Sangath in Ahmedabad ist das Studio von Balkrishna Doshi.
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