Unsere redaktionsinterne Probeabstimmung war eindeutig: David Chipperfield führte mit großem Abstand als Kandidat für den Pritzker-Preis 2013. Eine Stimme gab es für Toyo Ito, übrigens auch für Arno Brandlhuber, June 14, Mario Botta, Luigi Snozzi, Steven Holl und Daniel Libeskind.
Die offizielle Jury unter Vorsitz von Lord Palumbo entschied anders. Als „Schöpfer zeitloser Bauten“ wird der 71-jährige japanische Architekt Toyo Ito ausgezeichnet. Nach den USA stellt Japan damit bisher die meisten Träger des mit 100.000 Dollar, einer Bronze-Plakette und unbezifferbarem Renommee verbundenen Preises. Er wird seit 1979 für bedeutende und dauerhafte architektonische Beiträge zur Menschlichkeit von der Hyatt Stiftung vergeben.
Toyo Ito sieht die soziale Verantwortung als Aufgabe der Architekten; die gesellschaftliche Relevanz seiner Arbeit dürfte bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt haben. Zuletzt hat Ito diese Haltung im japanischen Pavillon auf der Biennale 2012 in Venedig bewiesen, wo er das Wiederaufbauprojekt „Home-for-All“ für die 2011 von einem Tsunami verwüstete Region um Fukushima zeigte. Dafür gab es – nach dem für sein Lebenswerk 2002 – den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon.
Auch mit dem Praemium Imperiale (2010) und der Goldmedaille des Royal Institute of British Architects (2006) wurde Ito bereits ausgezeichnet, dabei hat ihn Architektur lange Zeit überhaupt nicht interessiert. Baseball fand er spannender, wie er sagt. Erst an der Universität in Tokio, wo er an der Architekturfakultät 1965 sein Diplom ablegte, erwachte die Leidenschaft für das Bauen. 1971 gründete er in Tokio sein eigenens Büro, das seit 1979 Toyo Ito & Associated Architects heißt.
Am Anfang seiner Karriere standen überwiegend Wohnhäuser, so 1976 das 1997 wieder abgerissene „White U“ für seine Schwester. Seine Herangehensweise an die Architektur beschreibt Ito als „Ausradieren gebräuchlicher Bedeutungen“ aus seinem Werk mit „minimalistischen Taktiken“. Leicht wie Luft und Wind möchte er seine Bauten sehen. Das setzt Toyo Ito seit nunmehr 40 Jahren weltweit an Kultur- und Sportbauten und einer Vielzahl anderer Gebäudetypen um. Zu den bekanntesten gehört die Sendai Mediatheque im japanischen Sendai-shi aus dem Jahr 2000, die er selbst für einen Höhepunkt seines bisherigen Werks hält.
Mit dem Serpentine-Pavillon von 2002 entstand sein Beitrag zu dieser Serie prominenter temporärer Bauten im Londoner Hyde Park – dieses Jahr wird er von seinem Landsmann Sou Fujimoto errichtet.
„Während seiner gesamten Karriere hat Toyo Ito ein Werk geschaffen, das konzeptionelle Neuerungen und großartige ausgeführte Bauten vereint. Jedesmal hat er die Möglichkeiten der Architektur dabei ausgeweitet“, lautete das Statement der Jury. Toyo Itos Reaktion auf die Ehrung: „Ich werde meinen architektonischen Stil nicht festlegen und nie mit meiner Arbeit zufrieden sein.“
Die Preisverleihung findet am 29. Mai 2013 in einem Gebäude eines früheren Pritzer-Preisträgers statt: der John F. Kennedy Presidential Library and Museum in Boston von Ieoh Ming Pei.
Zum Thema:
www.pritzkerprize.com
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gerard | 20.03.2013 16:52 Uhrkein architekt
... ihr habt die stimme für hundertwasser vergessen!