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01.10.2024

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Beschwingte Nüchternheit

Primarschule von Weyell Zipse Architekten in Zürich


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Mit dem einstigen Guggach-Areal entwickelt sich in Zürich seit einigen Jahren eine neue Ausflugsdestination für wohnungsbauinteressierte Architekt*innen. Im Quartier Unterstrass, nördlich der Innenstadt gelegen, wurden hier in den letzten zehn Jahren große Wohnungsbauensembles von Büros wie EMI oder Knapkiewicz & Fickert realisiert. Nun steht dort auch eine spektakuläre neue Schule von Weyell Zipse Architekten aus Basel. Das Projekt geht auf einen Wettbewerb zurück, der 2018 entschieden wurde. Dessen Fokus lag neben dem Schulhaus auf weiteren Wohnbauten für eine gemeinnützige Stiftung. Beteiligt waren neben Weyell Zipse noch Donet Schäfer Reimer Architekten (Zürich) und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten (Berlin). Letztere zeichneten auch für die Außenraumgestaltung der neuen Schulanlage Guggach verantwortlich, die in einen Quartierspark übergeht.

Die Primarschule wurde erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommen. Auf einer Geschossfläche von rund 7.600 Quadratmetern bietet sie Platz für zwölf Schulklassen mit bis zu 260 Kindern. Organisiert sind diese Klassen in symmetrisch angeordneten Clustern, die neben den Kernfunktionen auch Raum für freie Nutzungen bieten. Unterteilt in zwei klimatisch abgeschlossene Abschnitte, flankieren die Cluster ein unbeheiztes Atrium mit Gewächshausdach. Im Sommer lässt sich dieses Atrium über gebäudehohe, per Hand bewegbare Schiebetore öffnen. Dies gilt auch für das Dach mit integriertem Sonnenschutz, was in Kombination mit Nachströmöffnungen flexibel anpassbare Belüftungsszenarien ermöglicht.

Darin komme das Ideal von „Leichtigkeit und Offenheit“ zum Ausdruck, so die Architekt*innen. Ein Ansatz, den sie auch im Grundriss verfolgen. Neben zwei dezidierten Freiluftklassenzimmern gibt es entlang des Atriums weitere Zwischenzonen. Faltbare Trennwände erhöhen zudem die Anpassbarkeit der Cluster. Im Erdgeschoss fanden darüber hinaus noch quartierdienliche Programme Platz. Dazu zählen die Aula und eine Bibliothek sowie die von der Straße aus einsehbare Doppelsporthalle im Untergeschoss. Neben durchgehenden Fensterbändern besteht die Fassade der Schule aus metallisch schimmerndem Trapezblech. Als Baukosten werden auf einer Webseite der Stadt Zürich rund 49 Millionen Franken (derzeit circa 52 Millionen Euro) angegeben.

Jene Kombination aus Einfachheit und Konsequenz, die man in der räumlichen Konfiguration der Schulanlage erkennen mag, prägt auch ihre Umsetzung. Als Skelettbau ausgeführt, fanden hier industriell vorgefertigte Stützen, Träger und Decken Verwendung. Sichtbare Windverbände in der Fassadenebene sorgen für die notwendige Aussteifung. Struktur, Haustechnik und Ausbau wurden außerdem weitestgehend getrennt, was eine spätere Anpassung erleichtern dürfte. Böden aus Terrakotta-Fliesen und Parkett, hölzerne Einbauten, hell gestrichener Kalksandstein und pastellene Farbakzente sorgen darüber hinaus für eine angenehm beschwingte Nüchternheit. (sb)

Fotos: Daisuke Hirabayashi


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

drunter | 02.10.2024 15:20 Uhr

drüber

Hallo Nr. 3,
ich vermute, dass die Turnhalle schlicht aus dem Grund eingegraben wurde, weil die Lerngeschosse sonst zu hoch gewesen wären. Im Grundriss erkennt man, dass die Einheiten gestapelt werden mussten, um Platz für die Außenanlagen zu haben. Und umgekehrt eine Turnhalle aufs Dach zu bauen bedeutet statisch und baulich deutlich mehr Aufwand, als diese zu versenken.
Der Tunnel hält es aus und muss genaugenommen jetzt weniger Last tragen als wenn das Gebäude vollständig oberirdisch errichtet worden wäre, es fehlt ja die Aushubmasse.
In meinen Augen also alles richtig gemacht. Auch ansonsten gefällt mir das Projekt sehr gut, auch wenn ihm ein bisschen mehr z.B. nüchternes Holz gut getan hätte. Ist aber Geschmackssache.

5

auch ein | 02.10.2024 09:59 Uhr

architekt

@3: was heisst "ohne notwendigkeit" ?
es macht schon sinn, das riesenvolumen einer ohnehin weitgehend künstlich belichteten und belüfteten turnhalle wegzubuddeln.
bei wohngebäuden eher schwierig.....

und warum sollte das den s-bahntunnel stören. dieser ist ja nicht natürlich "gewachsen" und ist dafür ausgelegt, lasten oberhalb zu tragen. das quartier ist sei jahrzehnten in der planung.

und nein: in der CH wächst das geld auch nicht auf den bäumen....

4

Krtiker | 02.10.2024 08:16 Uhr

Schweizer Presswurst to go.

Versteh den Kampfbegriff Nüchtern in dem Zusammenhang nicht. Dann hätten doch dutzende Baunetz-Artikel so schon tituliert werden müssen.
Ich finde es Materiell eher wirr, dafür räumlich großzügig. Ist noch okay und ich kann mir vorstellen das man sich dort als Schüler räumlich wohlfühlen kann. Das als minimalstandard würde im Schulbau viel helfen, zumindestens mehr als die sächsichen ADHS-Pokemonschulen die in Dt. zu oft in die Landschaft verschwendet werden.

3

Christian Richter | 01.10.2024 18:06 Uhr

Erdspezialisten

Insgesamt ein ansprechendes Gebäude, bemerkenswert - aus deutscher Sicht - erscheint mir folgendes: nur in der Schweiz kann es gelingen, direkt über einem Eisenbahntunnel zu bauen, und völlig ohne jede Notwendigkeit (die Nachbargebäude sind doppelt so hoch wie die Schule) eine gewaltige Turnhalle im Erdboden zu versenken - direkt Richtung Tunnel. Dafür braucht man die Unerschrockenheit, und die scheinbar unerschöpflichen Mittel dieser Alpennation.

2

auch ein | 01.10.2024 17:26 Uhr

Liebhaber der Architektur

Da muss ich mich meinem Vorredner (1) anschließen, einfach wunderbar, beschwingt, entlässt mich mit einem Lächeln in den Feierabend! Ich hoffe Weyell Zipse bekommen die verdiente Anerkennung für diesen überaus gelungenen Materialkanon. Würde wohl auch Kindern in Deutschland gut tun in solch architektonisch fein gestaltenten Schulen zu lernen.

Chapeau!

1

auch ein | 01.10.2024 16:06 Uhr

architekt

also bei der Fassadenunterkonstruktion und dem Wallfahrtskirchen-Schiebetor kann ich keine Leichtigkeit erkennen

 
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