Das Löwenbräu-Areal nahe des Zürcher Hauptbahnhofs ist ein viel beachtetes Konversionsprojekt auf dem Gelände einer 1986 geschlossenen Brauerei nach Plänen von Gigon/Guyer und Atelier WW (beide Zürich). Der darin enthaltene Löwenbräukunst-Komplex ist nun der erste fertig gestellte Teil des Gesamtareals. Er kann im Rahmen einer Preview noch bis zum 17. Juni 2012 vorab besichtigt werden, am 31. August wird der Standort dann endgültig eröffnet. Zum Löwenbräu-Areal gehören außerdem noch ein Wohnturm und ein neunstöckiger Bürokubus, die sich beide noch in Bau befinden.
Löwenbräukunst ist ein Verbund von öffentlichen und privaten Kunstinstitutionen und kommerziellen Galerien, der sich seit 1996 in Teilen der ehemaligen Brauerei niedergelassen hat und seither zu einem Zentrum zeitgenössischer Kunst mit großer Ausstrahlung geworden ist. In den letzten beiden Jahren wurde der Komplex nun markant erweitert: Die historischen, zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeteile wurden renoviert, der „Neubau West“ und die Aufstockung der Kunsthalle neu errichtet.
Die Architekten zum Alt-Neu-Kontrast: „Die Neubauten verschränken sich als An- und Aufbauten mit dem Bestand zu einer neuen volumetrischen Einheit. Die historischen Bauten sind geprägt durch die farbigen Klinkersteine, Risalite, Fenstereinfassungen, Sockel- und Dachabschlüsse; die Neubauteile dagegen sind in hochweißem Beton gegossen, die Volumen präzise geschnitten und mit wenigen Fenstern versehen. An der Limmatstraße setzt sich die geschlossene, weiße Fassadenfläche der Aufstockung in ihrer Abstraktheit von den stark strukturierten, historischen Fassaden ab und bietet sich als Oberfläche für künstlerische Interventionen an. Zudem verleiht die Aufstockung in ihrer Zeichenhaftigkeit dem Löwenbräukunst-Komplex im öffentlichen Raum neu eine starke Präsenz und gute Erkennbarkeit.“
Eine neue Halle mit großzügigen Treppen und Liften erschließt alle Ausstellungsbereiche in den Alt- und Neubauteilen und wird dadurch zum neuen Zentrum des Kunstkomplexes. Die Halle ist im Erdgeschoss sowohl von der Limmatstraße als auch vom Hof her über einen gedeckten Außenbereich erschlossen, der neben der Anlieferung auch Ausstellungen und Festen dienen kann.
Die Kunsthalle Zürich organisiert ihre Räumlichkeiten in dem Bestand der ehemaligen Produktionshalle neu. Drei ähnlich große Ausstellungsräume mit Seitenlicht besetzen den vorderen Bereich, im hinteren Bereich sind über zwei Geschosse die öffentlich zugängliche Bibliothek und die Nebenräume angeordnet. Mit der Aufstockung des bestehenden, westlichen Eckbaus erhält die Kunsthalle einen zusätzlichen, 650 Quadratmeter großen, fünf Meter hohen Saal mit Sichtfenstern, der je nach Ausstellungskonzept unterschiedlich bespielt werden kann.
Das Migros Museum für Gegenwartskunst hat neu zwei Ausstellungsebenen im Erd- und ersten Obergeschoss der alten Produktionshallen, die flexibel durch Wände unterteilt werden können und intern miteinander verbunden sind. Der Eingangsraum mit dem angrenzenden Veranstaltungssaal liegt direkt beim Haupteingang an der Limmatstraße; die Infrastrukturräume sind rückwärtig angeordnet und zum Hof hin orientiert.
Der Neubau West enthält über drei Geschosse frei unterteilbare Ausstellungsräume mit raumhohen Fenstern und einen großen Veranstaltungsraum im ersten Obergeschoss mit angrenzender Außenterrasse. In einem Zwischengeschoss sind Büros und ein Boarding House für Gäste angeordnet. Alle Räume sind direkt von der zentralen Erschließungshalle her zugänglich, was auch gemeinsame Ausstellungen mit anderen Institutionen möglich macht.
Alle Ausstellungsräume in den Neu- und Altbauten sind in Anlehnung an den Bestand mit durchgehenden Hartbetonböden, weißen Wänden und Decken gleich ausgeführt, unterscheiden sich jedoch in der Größe und Form der Räume, in der Art der natürlichen Belichtung und der unterschiedlichen Ausbildung der Kunstlichtbeleuchtung.
Der Bürobau und der Wohnturm sollen im Frühling 2013 fertig werden.
Preview: bis 17. Juni 2012, Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr
Ort: Limmatstraße 270, 8005 Zürich
Auf Karte zeigen:
Google Maps