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08.11.2019

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Innovativ und unbequem

Preisträger der Campus Masters 2019 gekürt


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Die Jahresjurierung der Campus Masters am vergangenen Dienstag ist der Höhepunkt des Absolventenwettbewerbs von BauNetz. Prämiert werden die besten Abschlussarbeiten aus Bachelor-, Master- und Diplom-Studiengängen, die aus den Vorwettbewerben des Jahres hervorgingen. Die Jury, bestehend aus Antje Freiesleben von Modersohn & Freiesleben Architekten (Berlin), Ritz Ritzer von bogevischs buero (München) und Sulafa Isa, Redakteurin bei Baunetz Wissen, wählte in diesem Jahr die drei Sieger.


  • 1. Platz: Michael Hosch mit Non Scholae sed vitae discimus - Institutionalisierte Überlagerung von Räumen des Lernens und des Alltags in einer Gemeinschaftsschule, Karlsruher Institut für Technologie
  • 2. Platz: Leon Seibert mit Unsere lieben Toten - Der Energiefriedhof als neue Sepulkraltypologie, RWTH Aachen
  • 3. Platz: Leonardo Lella, Ritual und Abstraktion - Zum Umgang mit der Architektur des italienischen Faschismus, Technische Universität München


Entscheidend für die Auszeichnung der drei Arbeiten waren innovative Lösungen, neue Denkarten und der Mut, unbequeme Themen intensiv zu bearbeiten. Die drei Preisträger bilden die Vielfalt der Einreichungen ab und überzeugen sowohl mit einem originellen sowie zu Ende gedachten Ansatz, als auch mit der hohen Qualität der Darstellung.

Die Bachelor-Arbeit von Michael Hosch stach gleich aus mehreren Gründen hervor, zunächst durch die Farbigkeit und die spannende Struktur, aber vor allem durch den betörenden Grundgedanken, die Institution Schule in die Mitte der Gemeinde und damit in die Gesellschaft zu rücken. Der auf den ersten Blick wenig innovative Titel Non Scholae sed vitae discimus bekommt durch die an den Strukturalismus erinnernde Planung von Michael Hosch eine neue Bedeutung – das gesellschaftliche Leben könnte von diesem Lernort tatsächlich profitieren. Stark segmentiert in vielfältige Bereiche des Lernens und aufgebrochen durch eine dynamische Wegführung verbindet diese Schule für Alle die schulpflichtigen Mitglieder der anonym gehaltenen Gemeinde mit den lebenslang Lernenden. Außerdem bemerkenswert ist, dass diese Arbeit als Bachelorabschluss entstanden ist, am Lehrstuhl Raum+Entwerfen bei Marc Frohn sowie am Lehrstuhl für Architekturtheorie von Georg Vrachliotis des Karlsruher Instituts für Technologie.

Eine innovative Auseinandersetzung mit einem unbequemen gesellschaftlichen Thema bietet der zweitplatzierte Entwurf von Leon Seibert. Unsere lieben Toten nimmt den Wandel der Bestattungskultur hin zur Kremation zum Anlass, eine neue architektonische Form dieses komplexen gesellschaftlichen Phänomens vorzuschlagen. Verortet in Paris, der Stadt der Friedhöfe, entsteht eine Anlage, die aus der Kremation Energie gewinnt und diese nutzt, um dem Ort buchstäblich Leben einzuhauchen: durch die Übersetzung in Licht, also Strom, und Wärme. Die Jury würdigte den Mut, das oft tabuisierte Thema im Detail zu durchdenken und einen neuen Bautyp zu schaffen, der Trauer und Gedenken sichtbar in energetische Prozesse übersetzt. Die Masterarbeit entstand am Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens bei Anne-Julchen Bernhardt sowie am Lehrstuhl und Institut für Kunstgeschichte von Alexander Markschies der RWTH Aachen.

Ebenfalls unbequem ist der Umgang mit der Architektur des italienischen Faschismus in der drittplatzierten Arbeit Ritual und Abstraktion von Leonardo Lella. Er erarbeitet eine Rezeptionsgeschichte der modernen, marmorverkleideten Gebäude und untersucht den Prozess ihrer Entkontextualisierung. Das Bestreben, einen reflektierten Umgang mit zunehmend ästhetisierten Bauten zu finden, nimmt gerade erst seinen Anfang. Die Jury würdigt den Beitrag als eine gelungene Anregung für das kritische Hinterfragen und aktive Bearbeiten des architektonischen faschistischen Erbes, auch aufgrund der Übertragbarkeit über Italien hinaus. Entstanden sind Buch und Ausstellung am Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis von Andres Lepik sowie am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design von Dietrich Erben der Technischen Universität München.

Wie zur vergangenen Jahresjurierung prämiert Vectorworks den Jahresgewinner mit einer Einladung zur Besichtigung des Vitra Design Museums in Weil am Rhein, inklusive Anreise und Übernachtung in Basel. Der zweite Preis beinhaltet ein Bauwelt-Jahres-Abonnement. Die drittplatzierte Arbeit kann sich über Bücher von DOM Publishers freuen. Wir gratulieren den Siegern und bedanken uns bei allen Teilnehmern.

Die Bewerbungsphase für die neue Runde im kommenden Jahr läuft bereits. Wir freuen uns über Einsendung Ihrer Diplom-, Bachelor- oder Master-Arbeiten.

Die Campus Masters werden unterstützt von Vectorworks.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

STPH | 20.12.2019 08:42 Uhr

...

nachdem alle Meinungen erfolgreich aus dem Feld geschlagen sind , dann lieber sowas wenigstens nachdenkliches

2

ixamotto | 08.11.2019 18:43 Uhr

@Frauke

Angesichts des Rechtsrucks in Deutschland und anderswo in Europa und der Welt ist eine Auseinandersetzung mit der Dekontextualisierung faschistischer Architektur in Italien vielleicht gar nicht so sehr Gegenwartsflucht, wie sie glauben.

Der Vorwurf an eine architekturhistorische Masterarbeit, sie betreibe Gegenwartsflucht, ist natürlich einfach belustigend. Aber ich nehme an, diese Arbeit meinen sie nicht.

Ich finde ja die vielen Arbeiten, die an analoge Architektur erinnern und nostalgische Träume von der Autonomie von Struktur und Form träumen, total passend zu gesellschaftlichen Diskursen, die sich gerade bedenklich nach hinten zurück lehnen und keine großen Erzählungen mehr für die Zukunft zustande bringen.

Aber vielleicht könnten sie dennoch einmal erläutern, was sie sich unter "unbequem und innovativ" vorstellen. Das sind ja erst mal nur zwei große Worthülsen. Könnten sie da ein bisschen Inhalt reinstopfen, das würde mich interessieren?

1

Frauke | 08.11.2019 16:30 Uhr

Retro

Wohl eher alles so schön Retro zum reinkuscheln als unbequem und Innovativ...

Die Hinwendung zum Metaphysischen und Geschichtsbewältigung als Gegenwartsflucht.

Hoffe die Generation Fridays for Future bringt dann wieder frischen Wind an die Hochschulen.

Bis dahin willkommen in den 80s.

 
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1. Preis „Non scholae sed vitae discimus“ von Michael Hosch

1. Preis „Non scholae sed vitae discimus“ von Michael Hosch

2. Preis

2. Preis "Unsere lieben Toten" von Leon Seibert

3. Preis

3. Preis "Ritual und Abstraktion" von Leonardo Lella - Ausstellungsansicht

1. Preis „Non Scholae sed vitae discimus“ von Michael Hosch

1. Preis „Non Scholae sed vitae discimus“ von Michael Hosch

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