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28.09.2010

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C/O Monbijoupark

Pott Architekten schlagen Neubau in Berlin vor


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Der Name ist Programm: Die Galerie „C/O Berlin“ ist im grandiosen Gebäude des ehemals kaiserlichen Postfuhramts an der Oranienburger Straße nur temporär zu Hause. Seit der Gründung 2000 – auf Initiative des Fotografen Stephan Erfurt, des Designers Marc Naroska und des Berliner Architekten Ingo Pott – hat sich die Galerie mit Foto-Ausstellungen (unter vielen anderen auch Annie Leibovitz) einen guten internationalen Ruf erworben, 2009 kamen 180.000 Besucher, was sicher nicht nur an dem vielen Laufpublikum der Oranienburger Straße liegt.

Nun folgte im Frühjahr die Kündigung durch den neuen Besitzer, der hinter der historischen Fassade und trotz Protesten von Berliner Künstlern und Politikern lieber eine Mall, ein Hotel und Wohnungen planen möchte. Die Rendite... Bis zum März 2011 soll C/O Berlin ausziehen, zur Zeit verhandelt der Berliner Senat über einen Verbleib der Galerie bis 2012, wenn die Bauarbeiten im Postfuhramt wirklich beginnen sollen.

So weit die – typisch Berlin – etwas komplizierte Vorgeschichte. Eins ist jedenfalls klar: C/O Berlin muss ausziehen. Glücklicherweise ist Mitgründer Ingo Pott auch Betreiber des Architekturbüros Pott Architekten, die nun, quasi im Eigenauftrag, in den letzten Wochen drei alternative Standorte untersucht haben. Für den Favoriten wurde nun eine Visualisierung veröffentlicht – offensichtlich vor allem, um die Diskussion um die Zukunft der Galerie voran zu treiben.
Am Rande des Monbijouparks, gegenüber der Museumsinsel und unweit der Synagoge an der Oranienburger Straße, könnte ein langer Glasriegel mit etwa 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche entstehen.

Der Bezirk plant hier seit Jahren eine Erweiterung des Parkgeländes, scheint aber selber unschlüssig zu sein, wie man mit den vorhandenen Gebäuderesten umgehen soll. Nun will man für die neuen Grünflächen alles abreißen. Pott schlägt hingegen vor, Teile des Bunkers und auch Teile der Künstlerateliers an der Monbijoustraße in den Neubau einbeziehen, gleichzeitig soll die abgestufte, terrassierte Form das Gebäude mit der Parklandschaft verknüpfen.

Die Galerie schreibt: „C/O Berlin kann hier als öffentlicher Kulturort die Museumsinsel mit dem Galerienviertel in Berlin-Mitte verbinden. Bereits bestehende Strukturen werden zu einer lichtdurchfluteten, begehbaren Skulptur, die als visuelle Kulturlandschaft den Monbijou-Park erweitern. Alt und Neu verbinden sich symbiotisch, Innen und Außen fließen sanft ineinander. Die Fertigstellung ist für Ende 2012 geplant. Ein nahtloser Übergang vom Postfuhramt in den Monbijoupark ist angestrebt.“



Die Ankündigung eines Fertigstellungstermins ist Pott hingegen nicht so lieb, er betont, dass die Visualisierung nur ein (kleiner) Teil der Vorstudie ist. Möglicherweise könnte ein Neubau eines Tages so aussehen, oder anders, oder an einem anderen Ort. Zunächst müssen politische und finanzielle Fragen geklärt werden; der Bezirk Mitte könnte das Grundstück in Erbpacht an die Galerie verkaufen, die ihrerseits das Gebäude finanzieren würde. Die moderate Größe des Bauvorhabens würde eine Parkerweiterung ringsum weiter zulassen.

Das Bild sieht allerdings schon sehr gut aus und wird seine Wirkung nicht verfehlen. In der Berliner Tagespresse wird der Vorstoß bereits äußerst wohlwollend aufgenommen, zumal an dieser Stelle seit Jahren eine künstlerische und gastronomische Nutzung toleriert wird. Vom legendären Berliner Nachtclub „Kunst+Technik“ über die Strandbar Mitte, das Hexenkessel-Theater und die Märchenhütte bis zu den erwähnten Künstlerateliers.

Und wenn C/O Berlin – und bald wohl auch das Tacheles – die Oranienstraße verlassen, was bleibt denn dann dort? Die Synagoge, die „Pub Crawl“-Touristenströme und die Prostituierten. Berlin wird sich politisch entscheiden müssen. Denn die Investoren haben sich bereits entschieden, wem die Mitte gehören soll. (fh)


Zum Thema:

www.co-berlin.info


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

matthias | 29.09.2010 15:45 Uhr

Zweck der Illustration

Wenn ich den Beitrag richtig verstanden habe, geht es dem Herrn Pott im wesentlichen darum, die Suche nach einem neuen Ort für die C/O Galerie stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Dies Anliegen ist eilig, denn am derzeitigen Ort muss sie bald schliessen.
Bilder regen Diskussionen an; daher wurde der Presse zur Illustration des Anliegens auch eins geliefert. Sich darüber jetzt in dieser Weise das Maul zu zerreissen finde ich unpassend. Der Verlust der C/O wäre schmezlich. Machen Sie doch selbst einen sinnvollen Vorschlag. Darüber kann dann öffentlich diskutiert werden.

8

Bauschlumpf | 29.09.2010 14:04 Uhr

"Möglicherweise könnte ein Neubau eines Tages so aussehen, oder anders, oder an einem anderen Ort."


...es besteht also noch Hoffnung.

7

michael peter | 29.09.2010 13:49 Uhr

@frank

...wenn du dir mal ansiehst wie platt und furchtbar kommerziell zum beispiel teile des tiergartens in den letzten jahren bebaut wurden, z.b. mit einer unsäglichen burger-fressbude beim reichstag, stellt sich mir auch die frage wie man damit umgeht. im gegensatz dazu ist diese galerie aber doch eher ein gewinn, da sie bestehendes umnutzt und aufwertet und, soweit ich die situation kenne, eher mehr park schafft als ihn nimmt. was ist denn die monbijou-strasse heute?

über architektur kann man gerne und immer streiten, aber ich sehe hier nichts was mich stört, zeitgemässer moderner entwurf, völlig in ordnung.

6

frank | 29.09.2010 11:27 Uhr

entwurf

die frage, die sich stellt, ist doch, ob eine private galerie, einen anspruch auf einen öffentlichen platz hat.
der einzug privater interessen in öffentliche räume ist meiner meinung nach extrem kritisch zu bewerten. gerade der teil des parks, der noch nicht ganz gentrifiziert ist, möchte herr pott aufpolieren.
er sollte sich vielmehr ein beispiel nehmen an anderen galerien, die nach westberlin umgezogen sind (tankstelle bülowstraße oder galerie nourbakhsch). die sehnsucht, sich ein eigenes denkmal im öffentlichen raum bauen zu wollen ist leider etwas peinlich offensichtlich. mit kunst hat das nichts zu tun, und wenn man den entwurf ansieht, eigentlich auch nicht allzuviel mit architektur.

5

Experte | 29.09.2010 10:26 Uhr

Expertenforum??

...das baunetz?....Da muss ich wirklich schmunzeln. Und was ist daran so verwerflich ("gegen jede Baukultur"), wenn ein Architekt auf eigene Kosten Gestaltungsvorschläge erarbeitet und zur Diskussion stellt? Passiert doch allenthalben und erweitert den Horizont. (Immerhin gibt es ja auch noch andere Interessenvereine, die hier tätig sind.) Mag sogar sein, dass Herr Pott hier auch seine eigenen Ziele (als Galeriebesitzer und Architekt) im Blick hat, aber wer mag ihm das verdenken oder verwehren? So läuft das nun mal in einer Demokratie. Das Prozedere ist außerdem eine ganz normale Form der Akquise und sicher nicht der Versuch, sich dreist über das Anliegen des Bezirks hinwegzusetzen. Irgendwie auch typisch: Da bringt sich jemand qualifiziert ein und schon treten die Stadtretter, Miesmacher und Geschmackspolizisten auf den Plan...Ein Hoch auf die Bau- und Diskussionskultur!

4

hans | 28.09.2010 22:01 Uhr

@geschmackspolizei

auf dem grundstück befinden sich zur zeit irgendwelche baracken, sowie bretterverschläge und budenzauber. mit einbezogen scheint der existierende bunker. da wird sicher kaum ein grashalm gefällt, sondern eher die qualität des ortes aufgewertet.

C/O ist zudem anerkannt die führende berliner galerie für moderne fotografie, tourismus ist mittlerweile einer der hauptdevisenbringer in berlin, natürlich ist so eine galerie wichtig!

dreist finde ich eher, dass man ein gebäude wie das postfuhramt an einen isrealischen investor verscherbelt, ohne dass es auch nur die idee einer weiterführung des galeriebetriebes gibt.

naja und weil der chef von C/O auch ein büro führt, aus dem gute entwürfe herauskommen ist es für mich auch verständlich, dass er, wenn er es schon selber finanziert auch selber erstmal entwirft. soll er sich das dann vom dudlerkleihuesgmp bauen lassen?

wäre auf alle fälle eine bereicherung für berlin, weil es eine der wenigen gallerien ist, die auch international anerkennung findet und sicherlich ähnlich viele besucher hat, wie manche staatliche museen.

soll er bauen, genau wie auf dem stimmungsvollen render!

3

Stadtretter | 28.09.2010 18:47 Uhr

Verfahren

Das was ich von Pott bisher kenne, ist doch ganz nette Design-Architektur. Nicht schlecht. Und ich verstehe auch, dass er als Mitbegründer und so weiter ...

Aber so eine Aufgabe ohne Wettbewerb? Gegen jede Baukultur. Pott Architekten, stelle Dich der Konkurenz. Das ist an so einem Ort notwendig.

PS für ein Expertenforum (Baunetz) wünsche ich mir ein bisschen mehr Info als ein geshoptes Rendering. Wenigstens einen Lageplan brauchts schon, um ein qualifiziertes Statement abzugeben.

2

mehmet | 28.09.2010 16:33 Uhr

tolles projekt

gefällt mir auf ganzer linie, darstellung auch.

1

Geschmackspolizei | 28.09.2010 16:11 Uhr

Warum in einem Park

Ohne auf die Qualität des Entwurfs eingehen zu wollen, fragt man sich doch, warum eine solches Gebäude unbedingt in einem Park, der eh schon zerhackt und zerstückelt ist, untergebracht werden muss. Weil das Land dieses Grundstück verschenken soll?
Ich finde es ziemlich dreist, der eigenen Galerie eine solche Wichtigkeit beizumessen, die sich über das anliegen des Bezirks stellt, an dieser Stelle den Park zu erweitern. Das Gebäude und Park ineinanderfließen klingt nach Erstsemesterentwurf. Lächerlich.

 
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