RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Postamt_in_Bahrain_von_Studio_Anne_Holtrop_7969677.html

04.07.2022

Zurück zur Meldung

Vollendet unvollendet

Postamt in Bahrain von Studio Anne Holtrop


Meldung einblenden

Seltsame Apparaturen, feine Oberflächen und eine leicht klaustrophobische Abstraktion: Das zentrale Postamt in Bahrains Hauptstadt Manama wirkt, als hätten sich hier Wes Anderson und Thomas Demand zum Entwurf verabredet. Tatsächlich war für die Gestaltung des bereits 2019 eröffneten Hauses aber ein anderer großer Stilist verantwortlich: Anne Holtrop mit seinem vor Ort ansässigen Studio.

Das Bauwerk hat eine interessante Genese, auf der sein ganz eigener räumlicher Charakter beruht. Teile des heutigen Komplexes entstanden bereits 1937 als Zollhaus des Hafens von Manama. Dieses wurde später ergänzt und erhielt eine Betonfassade. Nun legten Holtrop und sein Team die historische Substanz wieder frei, nur um sie erneut zu überformen. Es ging ihnen also weniger um eine präzise denkmalschützerische Setzung, sondern um eine Amalgamierung unterschiedlicher Zeitschichten zu einem neuen Zustand. Die historische Dimension ist im ansonsten oft gläsern-modernen Manama natürlich trotzdem unübersehbar.

Dank größerer Landgewinnungsprojekte steht der Komplex längst nicht mehr am Rand des Hafens, sondern direkt im Zentrum der mit rund 160.000 Einwohner*innen überschaubaren Stadt. Die Architekt*innen ergänzten die beiden Bestandsvolumen um ein drittes Volumen aus hellem Beton. Dessen Mauern sind mit 80 Zentimetern ähnlich dick wie die der alten Bauten, seine Formensprache ist allerdings betont unregelmäßig. Auch sind die steinernen Oberflächen von Hand gestockt, was für eine schön weiche Wirkung sorgt.

Im Inneren des Postamtes setzt sich diese Unregelmäßigkeit in Form von Einschnitten und Durchblicken fort. Laut Architekt*innen findet der Komplex gerade in dieser formalen Unbestimmtheit seine Vollendung. Seine Geschichte im Sinne einer kontinuierlichen Abfolge von Modifikationen werde so nämlich unterstrichen.

Unabhängig von solcher Gedankenakrobatik zeugt die Umsetzung von einem großen Bewusstsein für Materialien und Qualität. Das macht das Postamt zu einem überzeugenden Beispiel einer hierzulande längst vom Aussterben bedrohten Baugattung. (sb)

Fotos: Maxime Delvaux, Anne Holtrop



Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Philip Heckhausen | 04.07.2022 17:13 Uhr

Grossartige Bilder

Das ist ja phantastische Architekturfotografie! Die sucht (auch hier) ihresgleichen.

1

Auch eine | 04.07.2022 16:04 Uhr

Form von Kontext

Schön, dass man als Frau wenigstens als Passantin Teil des Projektes sein darf, wenn einem die geschäftlichen Dinge im Innern schon nicht zugetraut werden.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Die Eingabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist jedoch nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

05.07.2022

Zum Jubiläum der Olympiastadt

Ausstellung in München

04.07.2022

Haus der Kathedrale in Dresden

Sanierung und Umstrukturierung von Alexander Poetzsch Architekten

>
baunetz CAMPUS
Learning from Grabs
baunetz interior|design
Große Freiheit auf kleiner Fläche
Baunetz Architekt*innen
KRESINGS
Stellenmarkt
Neue Perspektive?
vgwort