Das oberhalb des Koblenzer Ortsteils Stolzenfels gelegene Schloss gleichen Namens ist ein wichtiges Tourismusziel des oberen Mittelrheintals. Um Parkplätze für Besucher*innen zur Verfügung zu stellen, entstand im Zuge der Bundesgartenschau (BUGA) 2011 auf einer Freifläche im Ort ein eingeschossiges Parkhaus. Dieses soll nun im Vorfeld der BUGA 2029 erweitert und dabei zu einem attraktiven Empfangsgebäude umgestaltet werden. Dazu lobte 2023 das Land Rheinland-Pfalz einen auf zehn teilnehmende Büros beschränkten, einphasigen und nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit stadtgestalterischem Ideenteil nach RPW 2013 aus. Die Betreuung übernahmen Bäumle Architekten | Stadtplaner (Darmstadt).
Die Wettbewerbsaufgabe sah vor, den Bestand als Sockel zu betrachten und darauf ein weiteres Geschoss mit deutlich erkennbaren Merkmalen der erweiterten Nutzung als Empfangsgebäude und gestalterischem Bezug zum Schloss zu planen. Gewünscht waren dabei 570 Quadratmeter Nutzfläche mit möglichst multifunktionalem Charakter. Im Obergeschoss sollten eine größere Orangerie mit dazugehörigen Nebenräumen, ein Servicepoint mit Ticketautomat und die Möglichkeit einer temporären gastronomischen Nutzung geschaffen werden.
Das Preisgericht tagte am 20. März 2024 unter Vorsitz von Dagmar Grote (farwick grote partner, Dortmund) und vergab den mit 13.000 Euro dotierten 1. Preis einstimmig an den Entwurf von Pool Leber Architekten aus München. Des Weiteren wurden ein 2. Preis mit 8.000 Euro, ein 3. mit 5.000 sowie zwei Anerkennungen mit je 3.500 Euro wie folgt verteilt:
- 1. Preis: Pool Leber Architekten und Stadtplaner (München)
- 2. Preis: Max Dudler (Frankfurt am Main)
- 3. Preis: Steimle Architekten (Stuttgart)
- Anerkennung: Staab Architekten (Berlin)
- Anerkennung: Hupe Flatau Partner (Hamburg)
Pool Leber Architekten schlagen vor, das Bestandsparkhaus mit regionaler Grauwacke zu verkleiden. Oberhalb dieses Natursteinsockels stehen sich ein kleiner, massiver Eingangspavillon – samt Blickbezügen zum Schloss – und eine als transparentes, modulares Volumen konzipierte Orangerie gegenüber. Dazwischen öffnet sich ein Platz. Diese städtebauliche Setzung und die auf wenige Komponenten begrenzte Materialität überzeugten die Jury.
Die Orangerie ist als stützenfreie Stahlfachwerk-Rahmenkonstruktion projektiert, deren Lasten in den Bestand abgetragen werden. Durch eine leichte Schrägstellung der Fassaden- und Dachmodule entsteht eine plastische Wirkung, die durch ein Spiel aus transparenten und opaken Flächen verstärkt wird. An der Nord- und Westseite schlagen die Architekt*innen geschlossene Lehmbauwände als Speichermasse vor. Auch die Frage der Durchlüftung sei effektiv gelöst und ermögliche Sekundärnutzungen in den Sommermonaten, so die Jury. Es gelinge dem vorgelegten Konzept, ein „prägnantes und zugleich kraftvolles Ensemble“ zu schaffen, das die unterschiedlichen Nutzungen – Besucherzentrum, Orangerie und Parkhaus – architektonisch überzeugend vereine. Das Preisgericht empfiehlt daher, den Gewinnerentwurf der weiteren Planung zugrunde zu legen. (da)
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arcseyler | 18.04.2024 19:14 Uhr........
Wenn das Glashaus wie das steinerne Gegenüber ein langgestrecktes Pult hätte, ergäbe das ein Tal, über dem die Burg thront.