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09.11.2011

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Schwäbischer Beton

Polizeistation in Münsingen fertig


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Die Ortschaft Münsingen ist flächenmäßig die größte Gemeinde im Landkreis Reutlingen. Kein Wunder also, dass die dortige Polizeistation 45 Beamte zählt und das Ursprungsgebäude von 1904 zu klein geworden war. Vor kurzem konnte nun ein dreigeschossiger Ersatz- sowie Erweiterungsbau, geplant und gebaut vom Büro Ulrich Schwille Architekten (Reutlingen), seinen Nutzern übergeben werden.

Der Neubau besteht aus zwei massiven Sichtbetonkuben und vertritt mit breiten Fensterbändern und prägnanten Einschnitten und seiner massiven Materialität selbstbewusst die zeitgenössische Architektur in der schwäbischen Ortschaft.
Beide Baukörper stehen auf einem Sockelgeschoss. Während sich im Neubau der Hauptzugang, die Wache sowie ein Zimmer für den Dienstgruppenführer befinden, wurden im ersten Obergeschoss Büroräume sowie Unterrichts- und Aufenthaltsraum untergebracht. Im Sockelgeschoss befinden sich zudem Umkleide- und Sanitärräume, ein Fitnessraum sowie Gewahrsamszellen.

Im Inneren setzt sich die Materialität der Fassaden fort: eine reduzierte Gestaltungssprache aus Sichtbetonwänden und -decken, Eichefurnierplatten sowie farblos lasierten, schwarzen Mdf-Platten.

Fotos: Studio Tümmers


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Kommentare
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2

@Palladio | 14.11.2011 20:23 Uhr

Wie sieht denn...

die Fragestellung konkret aus, für die ein Metallgeländer eine gute (oder eben Ihrer bescheidenen Meinung nach auch schlechte) Antwort wäre? (Im Gegensatz z.B. zu einer Glasbrüstung.) Was ist denn das „Problem“, für das ein Sichtbetonfertigteil (gegenüber – sagen wir mal – einer hinterlüfteten Ziegelfassade) die korrekte Lösung darstellt? Welche Frage wird durch eine bestimmte Farbentscheidung richtig oder falsch beantwortet? Oder – um thematisch an Ihre etwas hochfahrende Namensgebung (Selbstein oder -überschätzung?) anzuknüpfen – ist die Villa Foscari nur „halbgut“ verglichen mit der Rotonda? Was wäre, wenn Palladio nur erstere realisiert hätte? Und für welche Aufgaben sind diese Bauwerke "Lösungen"? Für die Frage „Was ist die perfekte Renaissance-Villa“? Wenn einer wirklich „halbgute“ architektonische Ergebnisse identifizieren kann, dem müsste es auch ein Leichtes sein, die zugrunde liegenden „Probleme“ präzise zu benennen und die jeweils „besseren“ als die gewählten Möglichkeiten wenigstens kurz zu umreißen. (Beides, mein wertes Möchtegern-Genie, haben Sie nicht einmal im Ansatz versucht! Insofern ist Ihr knapper, schnöseliger Kommentar ebenso bestenfalls „halbgut“ und völlig ohne Relevanz, da er weit hinter dem zurückbleibt, was man fairerweise von einem fachlichen - oder auch nur ernsthaften - Beitrag erwarten dürfte. „Leider!“) Geht man Ihren implizierten Gedankengang zu Ende, müsste man außerdem schlussfolgern, es gäbe absolute, ewig gültige und irgendwie „objektive“ entwerferische Fragestellungen, die idealerweise in jeweils nur einer (oder zumindest wenigen) "besten" Gestalten (Lösungen) ihren architektonisch „richtigen“ Ausdruck finden. (Nehmen Sie auch hin und wieder einmal an Wettbewerben teil?) Die absolutistische Welt eines Palladio haben wir z.B. auch lange hinter uns gelassen. Was ihm damals klug, angemessen und"richtig" erschien, mag uns heute unnütz und albern sein.
Die Baukunst in eine Zwicky-Box zu stecken und auf geradlinig mathematisch-funktionalistische Grundsätze zu reduzieren, auf das Abarbeiten von Multiple-Choice-Katalogen, ist ebenso weltfremd, wie kunstgeschichtlich und architekturtheoretisch anfechtbar. (Welchen "guten Zweck" erfüllt denn das Ornament?) Im Anspruch furchtbar freudlos und letztlich vielleicht sogar totalitär. So wird man Architektur bestimmt nicht gerecht.
Ich jedenfalls halte es grundsätzlich für im besten Wortsinne bemerkenswert, wenn im Baunetz darüber berichtet wird, dass in der deutschen Provinz (garnicht despektierlich gemeint) durch einen öffentlichen Bauherren ein zeitgenössisch modernes Haus, im Detail ganz offensichtlich sorgfältig geplant und mit vergleichsweise hochwertigen und teueren Materialien, realisiert wurde. Ich habe schon viel weniger ambitionierte Projekte gesehen und kann mich über Gebäude ohne die üblichen 08/15 Gipskartonmineralfaserabhangdeckenorgien, die Sichtbargeschraubtenfußplattenrundrohrmetallgeländermitedelstahlhandlauf von der Stange und das allgegenwärtige Wärmedämmverbundsystem durchaus noch freuen. Kann sein, dass Sie und Ihre Bauherren es unter Makassarfurnier nicht machen würden, aber die feinen Eichenholztrennwände mit den sauber eingelassenen Fußleisten sind mir nicht „halbgut“, sondern allemal lieber als die übliche hingerotzte und schnell schäbige Gipskartontristesse. Seiner Nutzung als Polizeistation meiner Ansicht nach durchaus angemessen solide und präsent, passt es sich anscheinend äußerlich – soweit das Foto hier eine abschließende Bewertung zulässt – im Maß der Nutzung offenbar auch gut in das Ortsbild ein. Die leichten „Schiefigkeiten“ aus der Topographie im Sockel und das komplementäre plastische Verziehen der Dachkante interpretiere ich als unaufgeregte, aber spürbare Überhöhung und Betonung der Grundstücksecke, wodurch sich das Haus selbstbewusst an der Kreuzung behauptet und die ansonsten vielleicht zu strenge Geometrie der massiven Baukörper gemildert wird. Zusammen mit dem Einschnitt, der den freundlich schützenden Eingangsbereich bildet (ohne mickrige Punktgehalteneglasvordächelchen) und dem angenehmen Kontrast zwischen hartem Beton und „weichen“ Hölzern, ergibt das alles für mich ein absolut wohlproportioniertes skulpturales Ganzes.
Auch wenn es meinetwegen die rote Farbe im Treppenhaus nicht gebraucht hätte, kann ich hier nirgendwo „halbgute Lösungen“ erkennen. Daher von meiner Seite einen aufrichtigen Glückwunsch aus Berlin an die – mir übrigens persönlich nicht bekannten - schwäbischen Kollegen und Bauherren.

1

Andrea Palladio | 10.11.2011 13:40 Uhr

Was genau … 

ist an diesem Bau bemerkenswert? Das Aussenmaterial Beton? Die Fensterteilungen (und -detaillierung), die Farbegestaltung, die Beleuchtung im Treppenhaus … wohin man blickt, halbgute Lösungen. Leider.

 
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