Von oben betrachtet erschließt sich dieser Komplex wohl am ehesten: mehrere zickzackartige Gebäude, die entlang des Blockrands mäandern. Ein paar blaue Kleckse darüber gestreut. Ein Wasserlauf, der die Anlage nach Osten zur Autobahn hin abgrenzt und mit dem Ensemble eine Art Innenhof bildet. Fußball- und Tennisplätze darauf platziert. Was einem städtisch-urbanen Gebilde ähnelt – eine bewusste Geste des Architekten Zvi Hecker (Berlin/Tel Aviv) – ist aber weder Wohnanlage noch Schulkomplex, sondern der Militärstützpunkt am Flughafen Amsterdam Schiphol.
Namensgeberin dieses Großprojekts, dessen Entstehung 17 Jahre umfasste, ist niemand geringeres als die niederländische Königin Máxima. 2001 war mit den Planungen begonnen worden, 2018 nun konnte die „Königin Máximakazerne“ der Königlichen Niederländischen Militärpolizei übergeben werden. Ihre 1.500 Mitarbeiter sind für die Sicherheit am internationalen Flughafen von Amsterdam zuständig – und bedürfen daher selbst einer hohen Sicherheit.
Der 86-jährige Maler und Architekt wollte die spezifischen Anforderungen in Einklang bringen mit menschlichen Bedürfnissen und besann sich auf den Gedanken des Städtischen: traditionelle Strukturen, die laut Projektbeschreibung an eine mittelalterliche Stadt erinnern sollen. Gebäudelinien, die das Gelände einer Bastion gleich nach außen abschirmen, hier aber selbst zur bewohnten Struktur werden. Zum Inneren stufenweise geöffnet, mit Gemeinschaftseinrichtungen und Sportplätzen. Ein offenes Zentrum innerhalb der Mauern einer „kleinen Stadt“.
Eine Idee, der Hecker schon länger folgt, wie das Polizeihauptquartier in Tel Aviv oder die israelische Militärakademie in der Negev-Wüste aus den 1960ern zeigen. Vorbilder für die Kaserne in Schiphol, deren Komplex aus einem Verwaltungsgebäude mit Büros und Konferenzräumen, einem Gebäude mit diversen Untersuchungslaboren, einem Sicherheitstrakt mit Haftzellen und einem Wohnbereich besteht. Außerdem auf dem Gelände: ein Ausbildungszentrum mit Unterrichts- und Trainingsräumen, Schießstände, Simulationsräume zum Antiterrortraining, wo das Verhalten bei Flugzeugentführungen erprobt werden kann.
Das Ensemble stellt mehr als nur die vom Bauherrn für zweckmäßig befundenen, einfachen Baracken dar. „Seit 50 Jahren baue ich konsequent gegen den Willen meiner Bauherren“, so Hecker. Wichtiger als das ökonomisch Notwendige sei der Prozess: Austausch, Transparenz und Haltung. In einer Demokratie müssten Polizei und Militär sichtbar sein, die Bauten ebenfalls einem demokratischen Miteinander folgen. Denn, so der israelische Architekt: Es sind keineswegs nur Museen, Kulturzentren oder Marktplätze, die Auskunft über das Selbstverständnis als Gemeinschaft geben. Institutionen wie die Militärpolizei dienten auch der Verteidigung demokratischer Werte. In Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung sei es umso wichtiger, diese Seiten sichtbar zu machen: Das, unter anderem, unterscheide die Demokratie von der Diktatur. (kat)
Fotos: Oliver Scheffler, Jannes Linders, Dienst Vastgoed Defensie
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Nils | 21.02.2018 14:25 Uhrleider geil
wie ein Relikt aus vergangener Zeit aber noch besser als diese konforme haltungslose Architektur der heutigen Zeit, auch wenn ich ihn nicht verstehe :)