Das Hanseviertel in Hamburgs Innenstadt wird im Südwesten von den Hohen Bleichen und dem Heuberg begrenzt. An der Schnittstelle befand sich bisher ein Gebäude aus den 1960er Jahren: Dieses soll nun durch einen Neubau des Büros André Poitiers ersetzt werden, der den Blockrand des Hanseviertels schließt und als Gelenk zwischen beiden Plätzen fungiert.
Das achtgeschossige Büro- und Geschäftshaus schiebt sich mit einer abgerundeten Gebäudekante in den Stadtraum vor, wodurch zwei voneinander unabhängige Plätze entstehen. Die Fassadenrundung soll einen harmonischen Übergang nicht nur zwischen den beiden unterschiedlich gestalteten öffentlichen Räumen, sondern auch zwischen den variierenden Höhen der Nachbargebäude formulieren. Zudem sieht der Entwurf einen Dialog mit dem angrenzenden denkmalgeschützten Broschekhaus vor, das Fritz Höger in den Jahren 1925-26 errichtete. Der Neubau soll einerseits einen selbstbewussten Gegenpart darstellen, andererseits die komplexe Gliederung des backsteindominierten Kontorgebäudes fortführen. Seine Fassade wird strukturiert durch einander überlagernde vertikale und horizontale Ebenen; die Maße des Rasters wurden auf Grundlage des Nachbarbaus gewählt.
Zentrales Gliederungselement sind die grauen Lisenen aus gebrannter Keramik. Mit einer Tiefe von 85 cm und einer Breite von 20 cm – die sich nach vorne hin auf 10 cm verjüngt – betonen sie die Vertikalität und die Fassadenrundung. Den horizontalen Abschluss bildet je eine Betonkrempe über der Decke von Erdgeschoss und fünftem Obergeschoss, deren helle Farbe mit den dunklen Lisenen kontrastiert. Bodentiefe Fenster versorgen die Büroräume mit Tageslicht. Insgesamt entsteht ein reliefartiges Fassadenbild, das je nach Standpunkt des Betrachters changierende Ansichten hervorruft.
In den beiden Staffelgeschossen dominieren horizontale Gestaltungselemente: Auch hier dienen Betonkrempen als Geschossabschlüsse. Der Rücksprung des Gebäudekörpers betont zudem die Korrespondenz mit den Staffeln des Nachbargebäudes, ein filigranes, horizontales Band als Geschossabschluss nimmt Bezug auf die vorhandenen Höhen.
Das Gebäude wird mit gemischten Nutzungen belegt: Im Erdgeschoss ist eine Verkaufsebene für hochwertigen Einzelhandel vorgesehen, die darüber liegenden Geschosse sollen Büros beherbergen: Der separate Eingang hierfür liegt an der nördlichen Gebäudeabschlusswand.
Baubeginn ist im September 2012, die Fertigstellung soll im September 2014 erfolgen. Die Bausumme beläuft sich auf etwa zehn Mio. Euro.
Alle Abbildungen: André Poitiers
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Tom | 12.09.2012 10:10 UhrRunde Bleiche
Blass der Entwurf, arm die Idee die Vertikalen der alten Klinkerbaus aufzunehmen. Ein maßstabsloses Lehrstück in investorenfreundlicher Raumausnutzung.
Armes Hamburg . . . obwohl diese Stadt es auch nicht anderes will.