Sie sind bekannt für ihre Museen, Bürobauten und Ikonen wie das Vogelnest oder die Elbphilharmonie – nach über 40 Jahren Bürogeschichte planen die Basler Architekten Herzog & de Meuron nun einen mehrgeschossigen Wohnungsbau im Kanton Zürich, der mehr bietet als üblich. Das günstige Wohngebäude entsteht in dem ehemaligen Industriegebiet Zellwegerpark in der Nähe des Naherholungsgebiets Greifensee. Im Rahmen der Entwicklung dieses Areals soll hier nach einem Entwurf der HdM-Partnerin Christine Binswanger ein Haus mit 32 Wohneinheiten im mittleren Preissegment gebaut werden – maximal 3.000 Franken Miete sollen die Bewohner zahlen. Der Masterplan für das Gesamtareal stammt von EM2N, weitere Wohngebäude stammen von den Architekten Gigon/Guyer, Roland Rohn, Schweingruber Zulauf sowie Morger + Dettli.
Der Entwurf von Herzog & de Meuron sieht ein achtgeschossiges Gebäude inmitten der Parklandschaft am Ufer des Herterweihers vor. Das würfelförmige Haus steht um 45 Grad verdreht zu den Nachbargebäuden. Diese Drehung soll sowohl die Sonneneinstrahlung als auch die Aussicht optimieren. Im quadratischen Grundriss liegen die Mietwohnungen über Eck und bieten Ausblicke in jeweils zwei verschiedene Himmelsrichtungen.
Um günstig zu bauen, beschränken sich die Architekten auf einen kompakten Betonbau mit minimalen Erschließungsflächen. „Eine neuartige Gebäudetypologie ergibt sich aus dem Wunsch nach Privatsphäre und nach Wohnraum mit Bezug zur Natur: Die interne Erschließung beschränkt sich auf zwei große Aufzüge, von welchen man die Wohnungen direkt betritt. Ein gemeinsames Treppenhaus mit Korridoren gibt es nicht. An den Ecken des Gebäudes befinden sich individuelle große Balkone, die mit vier Außentreppen kombiniert sind“, erläutern die Architekten. „Diese Treppentürme verankern das Haus im Park. Ihre exakte Lage und Ausrichtung ergibt sich aus Ausblick und Sonnenverlauf. Große Fenster bringen Licht in die tiefen Grundrisse der Wohnungen und stärken den Bezug zur Parklandschaft. Die Fassade ist ein Betonraster, dessen hoher Öffnungsanteil über die energetisch effiziente, kompakte Gebäudeform kompensiert wird. Nebst dem charakteristischen Außenbereich besteht die Besonderheit des Hauses in den großzügigen Wohnungen mit einfachem Innenausbau. Die sieben Obergeschosse sind identisch, pro Etage gibt es zwei Wohnungstypen mit 4 ½ oder 5 ½ Zimmern. Das Gebäude bietet verhältnismäßig viel Wohnfläche für einen durchschnittlichen Mietpreis und nimmt dabei den Gedanken des ‚Industriellen Wohnens’ auf.“
„Wohnungsbau ist schwierig und etwas ‚ausgelutscht’...“, meint Jacques Herzog, „Immer die gleichen Gänge und Terrassen und großen Fensterrahmen, wie man sie landauf, landab sieht. Hier versuchen wir, einiges etwas anders anzugehen und etwa Treppenhaus und Lifterschließung zu trennen, womit für das Wohnen neue Möglichkeiten gewonnen werden können.“
Bereits 2015 sollen die Wohnungen bezogen werden. Da das Zürcher Kinderspital voraussichtlich erst 2018 fertig gestellt wird, wäre das Wohnhaus im Zellwegerpark das erste Gebäude des Basler Architekturbüros im Kanton Zürich.
Zum Thema:
www.zellweger-park.ch
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