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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Plaene_fuer_Ufergestaltung_in_Prag_von_Petr_Janda_-_brainwork_6949867.html

29.07.2019

Unter und über Wasser

Pläne für Ufergestaltung in Prag von Petr Janda / brainwork


Spaziert man heute entlang der Moldau durch die Innenstadt von Prag, wird man auf junge Menschen, Musikkonzerte, Bierausschank und viele Touristen treffen. Erst seit einigen Jahren erleben die Flussufer jedoch wieder einen Aufschwung. Seit 2009 entwickelt das Prager Stadtplanungsamt für drei Uferzonen mit vier Kilometern Gesamtlänge ein umfangreiches Revitalisierungsprogramm. Zu diesem gehört auch die Uferstelle Nàplavka (dt. Aufschwemmstelle), an der nun bald mit einigen restaurierte Gewölben die erste von vier Interventionen für den Ort fertiggestellt sein soll. Die Entwürfe hierfür stammen von Petr Janda / brainwork (Prag). Diese Gewölbekeller sind unter anderem für Kunstausstellungen gedacht. Hinzu kommen ein Badeschiff mit Pool, ein Terminal für Flusskreuzfahrtschiffe sowie schwimmende Toiletten.

Seit 2017 ist das Prager Büro für die Architektur des Projekts verantwortlich. Die Uferstelle Nàplavka, die seit einer großen Flut im Jahr 2002 als Parkplatz genutzt wurde, hatte sich ohnehin schon zu einem bedeutenden Kultur- und Tourismusstandort entwickelt. Nun werden weitere Flächen für Kunst und Kultur, Wassersport, Gastronomie und Events hinzukommen. Mit dem Umbau der Gewölbe wollen die Architekten eine Verbindung zwischen historischer Ufermauer und Fluss erreichen. Elliptische, fünf Meter breite Schwenkfenster – nach Angaben des Projekttexts die größten der Welt –  verbinden sechs der Gewölberäume mit dem Außenraum, die anderen 13 erhalten skulptural geformte Stahlkonstruktionen.

Als Pendant zum historischen Mauerwerk sind Terminal, Badeschiff und Toiletten als schwimmende Stahlarchitektur geplant. Die Typologie des Pools lässt durch seinen Frachtschiff-Bezug an bekannte Vorbilder denken, ein amorphes Deck mit weiteren Bademöglichkeiten stellt dabei den Übergang zum Ufer her. Als „amphibisches Wesen“ zwischen Ufer und Fluss bezeichnen die Architekten das Schiffsterminal. Das orientiert sich wie ein Propellerblatt in drei Richtungen, um das Anlegen der Schiffe möglichst flexibel zu gestalten. Das Deck bietet auch Ausblicke auf die nahen Brücken Palacký und Jirásek.

Viertes Element der Nàplavka-Umgestaltung sind die schwimmenden Toiletten, von denen künftig mehrere in der Moldau treiben sollen. Mit großer Geste lassen die Architekten die Konstruktionen verschwinden. Als Besucher*in steigt man eine Treppe hinab und findet sich in einer Art umgekehrtem Aquarium mit Unterwasser-Panorama wieder. Einen Applaus verdienen die Architekten für diese einfallsreiche Lösung, die gerne stiefmütterlich behandelten Klohäuschen gleichzeitig architektonisch in Szene zu setzen und sie trotzdem elegant „untergehen“ zu lassen. (kg)


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