Die Ostseeinsel Bornholm ist ein mythischer Ort, nicht zuletzt aufgrund der Burgruine Hammershus, die zu den ältesten in Nordeuropa zählt. Über Jahrhunderte umkämpft und als Ort der Verbannung für prominente Gefangene genutzt, wurde sie schließlich im 18. Jahrhundert aufgegeben und als Steinbruch genutzt.
Heute gilt die weitläufige Festung als eine der romantischsten Ruinen überhaupt, doch im Wettbewerb um hohe Besucherzahlen reichen ein paar alte Steine schon lange nicht mehr. So reifte bei den Verantwortlichen im nahen Allinge-Sandvig der Plan für ein neues Besucherzentrum, das auch etwas Platz für Events bieten soll. Den Wettbewerb hat nun das Büro Arkitema aus Kopenhagen zusammen mit Christopher Harlang und Buro Happold gewonnen.
Die architektonische Strategie ihres Entwurfes ist es, nicht dem eigenen Gebäude, sondern der malerischen Umgebung die Hauptrolle zukommen zulassen. Das Besucherzentrum folgt als langgestreckter Baukörper dem Gelände und verschwindet fast vollkommen. Nur das Holzdach ist zunächst sichtbar; es ist als Aussichtsplattform gedacht, von der aus nach Einbruch der Dunkelheit die geplanten dramatischen Lichtspiele beobachtet werden können.
Die Raumorganisation im Inneren ist von der geringen Tiefe des Baukörpers bestimmt und reiht die Programme linear auf. Der Zugang erfolgt über eine lange Rampe und führt mittig ins Gebäude, das neben Ausstellungs- und Depotflächen auch Seminarräume und ein Café beinhaltet. Große Panoramascheiben bieten außerdem auch bei schlechtem Wetter einen hervorragenden Blick auf das nordische Küstenpanorama.
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Thomas Krüger | 01.07.2020 21:39 UhrBesucherzentrum Hammershus
Das neue Gebäude verdient höchsten Respekt. Es verzichtet auf jedwede Selbstdarstellung und duckt sich als schmaler Schlitz in den Hang. Somit ist es von außen fast unsichtbar, bietet jedoch von innen einen grandiosen Blick auf die Festung. Auch die Materialien aus einheimischem Holz, Sichtbeton und schwarzen Stahlgeländern folgt einer Ästhetik des Verschwindens. Alles richtig gemacht, großes Lob an die private Stiftung für ihre Spende und die Architekten für ihre noble Zurückhaltung!