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29.03.2019

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Buchtipp: Renaissance eines Naturmaterials

Pisé – Stampflehm. Tradition und Potenzial


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Seit der industriellen Revolution hat die Massenfertigung standardisierter Bauteile den Stampflehm fast vollständig aus dem Baubetrieb verdrängt. Heute, vor den ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, gewinnt das vergessene Baumaterial wieder an Aktualität: Hohe Verfügbarkeit im europäischen Raum, Langlebigkeit, geringe finanzielle und energetische Kosten für Herstellung sowie die Recyclebarkeit machen das Material zu einem echten Allrounder des ökologischen Bauens.

Der Architekt Roger Boltshauser, ehemaliger Gastprofessor an der EPFL Lausanne und der TU München sowie derzeit Gastdozent an der ETH Zürich, hat soeben im Triest Verlag das Buch Pisé – Stampflehm. Tradition und Potenzial herausgegeben. Es gliedert sich in zwei Hauptteile: Zuerst wird die Geschichte des Pisébaus in (Mittel-)Europa untersucht. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des zeitgenössischen Lehmbaus.

Der historische Abschnitt konzentriert sich auf die Verwendung von Stampflehm in der Architektur der Region Rhone-Alpen und der Schweiz. Erstere war, wie die Publikation schlüssig aufzeigt, höchstwahrscheinlich über die Epochen hinweg entscheidender Impulsgeber für die Schweizer Bauten, die sich insbesondere in den Kantonen Genf und Aargau sowie in der Ostschweiz finden.

Das zeitgenössische Potenzial wird umfassend hinsichtlich materieller und bauphysikalischer Eigenschaften aufgearbeitet. Zudem werden die Anwendungsmöglichkeiten anhand beispielhafter Bauanalysen wie des Ricola-Kräuterzentrums von Herzog & de Meuron oder des Wohnhauses Rauch in Österreich in der Praxis beleuchtet. Die rationelle Vorfertigung von Stampflehmmodulen, aber auch Flüssiglehm- und Hybridsysteme (mit Beton, Holz oder Stahl) erlauben zeitgemäße Konstruktionen und Formen. Denn es geht den Autor*innen stets auch darum, die Ästhetik des Baustoffs hervor- und ihn damit aus seinem Nischendasein herauszuheben.

Das Buch ist ein inhaltlich vielschichtiges, dabei grafisch wunderschön gestaltetes Grundlagenwerk. Es kann praktizierenden Architekt*innen ein neues Gestaltungsfeld eröffnen, dürfte aber auch für die Lehre sehr interessant sein: Vor allem im Hybridbau gibt es kaum Vorbilder, sodass sich Student*innen mit dem Material vertraut machen können, um eigene experimentelle Lösungsansätze zu finden.

Text: Alexander Stumm

Pisé – Stampflehm. Tradition und Potenzial
Roger Boltshauser mit Cyril Veillon und Nadja Maillard (Hg.)
304 Seiten
Triest Verlag, Zürich
ISBN 978-3-03863-027-2
60 Euro

Das Buch ist auch in französischer und englischer Version erschienen.


 
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Der Viehstall in Cossiat ist einer der zalhreichen historischen Bauten im Grundlagenwerk Pisé – Stampflehm.

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Das Kräuterzentrum Ricola von Herzog + de Meuron ist das größte Lehmgebäude Europas.

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Buchcover Pisé – Stampflehm

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