Ein Leben für die Architektur und für die Architekten. So könnte man das Leben von Pierre Vago beschreiben, der am 30. August 1910 in Budapest geboren wurde. Vago war in vielen Ländern Europas zuhause und tätig: von Ungarn emigrierte seine Familie in den zwanziger Jahren nach Rom, von wo er nach dem Abitur nach Paris zog, um dort Architektur zu studieren. Von 1928 bis 1932 studierte Vago auf der École des Beaux-Arts und der École Speciale d’Architecture. Zwei Jahre später, 1934, gründete er sein eigenes Büro, das er bis auf die Unterbrechung der Kriegsjahre 1939 bis 45 noch bis in das Jahr 1985 weiterführte. Als Beispiele seiner Architektur sei die Wallfahrtskirche St. Pius in Lourdes für 25.000 Pilger von 1958 und seine Beiträge für die Berliner Interbau aufgeführt. In diesem Rahmen baute er 1957 einen Wohnblock mit experimentellen Grundrissen im Hansaviertel, der sich neben den Wohnhäusern von Alvar Aalto großer Beliebtheit erfreut.
Aber weniger sein architektonisches Werk als sein internationales Engagement für die Architektur machten Vago in der ganzen Welt bekannt. Schon während des Studiums schloss er sich der Pariser Architekturzeitschrift „L’Architecture d’Aujourd’hui“ an. In den folgenden 18 Jahren sollte er die Zeitschrift maßgeblich prägen, noch bis 1969 blieb er dort Verlagsvorsitzender.
Durch seine umfassenden Sprachkenntnisse und multinationalen Erfahrungen schien er prädestiniert für die Gründung einer internationalen Architektenorganisation, der „Union International des Architectes“. Die UIA ist die einzige weltumspannende Architektenorganisation; bis heute zählt sie mehr als hundert Mitgliedsstaaten und etwa 1,3 Millionen Architekten. Selbst zu Zeiten des Kalten Krieges konnte Vago Architekten aus den verschiedenen Lagern zur Zusammenarbeit bewegen. „Vago beanspruchte für die Architektur, im Dienste der Menschen zu stehen, ja der Menschheit als Ganzes“, schrieb Manuel Cuadra zu seinem 85. Geburtstag in der Bauwelt.
Pierre Vago lebt und arbeitet zur Zeit auf dem Lande bei Paris.
