Nicht als Architektin, sondern als Bauherrin und Verfechterin anspruchsvoller Baukultur bekommt Phyllis Lambert den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Das hat gestern der Vorstand der 14. Architekturbiennale Venedig unter der diesjährigen Direktion von Rem Koolhaas verkündet.
Lambert habe einen großen Beitrag zur Architektur geleistet, erklärte Koolhaas, der 2010 mit dem Preis ausgezeichnet worden war. Ohne das Wirken der heute 87-jährigen Kanadierin wäre eines der wichtigsten Werke der Architektur des 20. Jahrhunderts nicht realisiert worden. Gemeint ist das Seagram Building, Mies' berühmter, 156 Meter hoher Stahlskelettbau mit seiner vorgehängten, bronzefarbig schimmernden Glasfassade.
Entstanden wäre es vielleicht schon, nur nicht in dieser Form: Als Tochter des damaligen Vorstandsvorsitzenden von Seagram setzte sich die noch junge Architektin in den 50er Jahren für die Beauftragung Mies van der Rohes ein, der zu diesem Zeitpunkt noch kein bedeutendes Gebäude in New York errichtet hatte. Durch die Symbiose von Bauherren-Tochter und Meisterarchitekt entstand ein Musterbeispiel des Internationen Stils, das den Bau der Hochhäuser nicht nur in Manhattan, sondern weltweit für Jahrzehnte beeinflussen sollte.
Darüber hinaus schuf Lambert „mit außergewöhnlicher Vision und Großzügigkeit das Canadian Center for Architecture“, heißt es weiter in der Erklärung. Das Museum und Forschungszentrum bei Montreal biete die idealen Bedingungen für das Bewahren und die Erforschung entscheidener Episoden des architektonischen Erbes.
Das einzige von Lambert selbst entworfene Gebäude ist das Saidye Bronfman Centre, ein nach ihrer Mutter benannter Theaterbau in Montreal.
Die offizielle Übergabe an die Preisträgerin erfolgt am Samstag, 7. Juni 2014, während der Preisverleihung in den Giardini. Lambert schließt sich mit dieser Ehrung namhaften Vorgängern an; 2012 wurde Álvaro Siza, 2010 Rem Koolhaas und 2008 Frank O. Gehry für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
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