Unbehandelte Holzfassaden sind bei Architekten beliebt: Sie schwärmen von der natürlichen Patinierung durch Sonneneinstrahlung, die das helle Holz langsam in ein edel-silbergraues verwandelt. Laien halten den über Jahre hinweg unregelmäßigen Alterungsprozess hingegen vielfach für einen Bauschaden oder Planungsfehler.
Der Grazer Architekt Dietger Wissounig hat sich beim Bau des Pflegewohnheims „Am Rain“ im Vorarlberger Ort Nenzing für eine bewusst rustikale Atmosphäre entschieden – unbehandeltes Weißtannenholz an der Fassade eingeschlossen.
Das Gebäude ist aus einem internationalen Wettbewerb im Jahr 2009 hervorgegangen. Zwei Baukörper mit je einer Wohngruppe gliedern sich zu einem klaren Ensemble. Die relativ geschlossenen Fassaden ruhen über einem Erdgeschoss mit allgemein genutzten Räumen. In jeder Wohngruppe mit acht bis zehn Pflegewohnungen ist ein zweigeschossiges Atrium als beheizter interner „Garten“ dem zentralen Wohnbereich vorgelagert.
Die Zimmer sind dem vertrauten Vorbild einer Kleinwohnung mit Stube und Schlafzimmer nachempfunden. Daraus wurde eine Pflegewohnung entwickelt, gegliedert in ein „Stüble“ mit Fenster, ein Bad und ein Schlafzimmer. Durch das auf die Aufenthaltsbereiche gerichtete Innenfenster wirken die kompakten Räume nicht beengt und verbrauchen dennoch kaum mehr Platz als ein standardisiertes Pflegezimmer.
Die Anordnung um den Wohnbereich hält die Wege für die Bewohner und das Personal so kurz wie möglich. Natürliche Materialien und Licht von oben sollen abwechslungsreiche und zugleich fast gangfreie Aufenthaltsbereiche mit guter Orientierung schaffen, erläutert der Architekt. Die Anordnung der Wohngruppen erlaube zugleich einen kontinuierlichen Rundgang für motorisch Überaktive. – Das Pflegewohnheim ist seit August 2014 voll bezogen.
Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel
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