Eine Schutzhütte wie ein Kunstobjekt: Oberhalb der schweizerischen Gemeinde Horgen ist ein kleines Pfadfinderhaus entstanden, das sich von der voralpinen Landschaft förmlich abhebt. Dem Fußabdruck seines Vorgängerbaus von 1965 folgend, steht das Häuschen, zur westlichen Seite des Zürichsees orientiert, auf einem Hügel am Waldrand. Über einen Schotterweg ist es für Pfandfinder und unternehmungslustige Naturliebhaber erreichbar. studio we architekten (Lugano) planten den silbergrauen Neubau aus Holz, oberhalb des bereits existierenden Platzes mit abgetrepptem Versammlungsort und Feuerstelle.
Mal offen, mal zu – mithilfe von Klappläden lässt sich das Gebäude nach außen komplett verschließen, was seinen objekthaften Charakter noch verstärkt. Durch die gleichbleibenden Proportionen der Fassade wirken die beiden unterschiedlichen Geschosse auch in geöffnetem Zustand nach Außen fast identisch. Die Loggia und Ausschnitte im Obergeschoss sind nach unten nur leicht versetzt. Die Fassade besteht aus silbern lasierten Holzbrettern.
Man betritt das Refugium über einen kleinen Steg und gelangt linkerhand in einen großzügigen Raum, der von oben Tageslicht erhält. Hier führt eine vierläufige Treppe ins Obergeschoss, wo sich zwei Schlafsäle befinden. Zusammen mit einem weiteren Zimmer im Erdgeschoss konnten insgesamt dreißig Schlafplätze auf den 210 Quadratmetern untergebracht werden. Der Speiseraum, vom Erdgeschoss aus erschlossen, öffnet sich entlang der Außenwand zum Aufenthaltsbereich nach oben bis unters Dach.
Bemerkenswert ist das geometrische Konzept, das in den Plänen des Hauses angewandt wurde. Um 45 Grad zum Seeblick verdreht, wird die Aussicht über die Landschaft in jedem einzelnen Raum in Szene gesetzt. Der quadratische Grundriss ist im goldenen Schnitt ausgeführt und orientiert sich in einer Diagonalen zum Hang. Das tragende Kreuz aus Betonwänden darunter teilt den Raum der gleichen Logik entsprechend. Statisch musste an dieser Stelle eine weitere Stütze hinzugefügt werden – hier wurde aus der Not tatsächlich Kunst am Bau: Der Hinkelstein von Bildhauer Max Grüter erinnert an Asterix-und-Obelix-Geschichten aus Kindertagen. (rc)
Fotos: Ralph Feiner Fotografie
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Jan | 14.02.2018 18:31 Uhrgrundrissgeometrie
Bereits Palladio experementierte sehr erfolgrei mit trigonometrischen Operationen bei seinen Bauten; wie auch andere Baumeister der Renaissance später auch Kahn, Abraham und unzählige mehr. Ist auch als Methode bekannt stimmige Proportionen zu generieren.
Ein altes, gängiges und bewehrtes Entwurfsprinzip, was sich bewehrt hat. Wie man auch an diesem sehr gelungenen Bauwerk erkennen kann.