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18.09.2019

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Gefährdete High-Tech-Moderne in Wien

Petition für Schule von Helmut Richter


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Die ganze Architekturwelt scheint sich momentan für den Brutalismus und die Großstrukturen der Spätmoderne – etwa das ICC in Berlin – einzusetzen. In New York wurde vor Kurzem erfolgreich für einen angemessenen Umgang mit der postmodernen Ikone AT&T-Building gestritten. Um ein noch weitaus jüngeres Stück Baugeschichte geht es seit einiger Zeit in Wien. Dort kämpft die Aktionsgruppe Bauten in Not [BiN] gerade für die „respektvolle Erhaltung und adäquate Nutzung“ der Hauptschule am Kinkplatz in Penzing, die nach den Plänen von Helmut Richter in den Jahren 1991–94 entstand.

Der Bau für 600 Schüler*innen gilt als Aushängeschild des Wiener „Schulbauprogramms 2000“, schreibt Bauten in Not. Der kürzlich verstorbene Friedrich Achleitner würdigte das Haus in seinem wegweisenden Standardwerk Österreichische Architektur mit differenzierten Worten: „Wer im organisatorischen Konzept der Schule etwas Neues entdecken will, wird wenig finden. Die Erfindungen liegen in der Transformation des Raumkonzeptes, im Umgang mit der Topographie, in der Erschließung, im wahrnehmungspsychologischen Verdoppelungseffekt unterschiedlicher Raumfunktionen und nicht zuletzt in der radikalen Artikulation von Raumqualitäten – Sequenzen, Übergänge, Schichtungen, Begrenzungen – durch Konstruktion und Material.“

Achleitners Fokus auf die genuinen Qualitäten der Architektur liest sich gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Schulbaudebatte interessant, in der der Fokus in vielen Fällen auf pädagogisch argumentierten Grundrissorganisationen liegt. Seit 2017 steht die Schule jedenfalls leer, schon lange hatte die Glas-und-Stahl-Konstruktion mit Wassereintritt bei Regen und zu hohen Innenraumtemperaturen bei starkem Sonnenschein zu kämpfen. Die Stadt Wien hat an einer Weiternutzung des Hauses als Schule kein Interesse, setzt stattdessen auf innovative Schulneubauten und sucht nach einer neuen Nutzung für den problematischen Bau, die wohl auch mit einer starken Überformung des Hauses einhergehen könnte. Die baulichen Mängel bestreitet auch BiN nicht, ist aber davon überzeugt, dass eine behutsame Sanierung der Schule möglich sei. Wie so oft stehen sich hier mehrere Gutachten gegenüber, die sich hinsichtlich notwendiger Maßnahmen und Kosten widersprechen.

Kurzentschlossene können sich heute Abend um 18.15 Uhr vor Ort (Kinkplatz 11, 1140 Wien) ein Bild des Hauses machen, denn BiN lädt zu einer „Freiluftklassen Demo Lecture“ ein. Alle anderen seien auf die laufende Online-Petition hingewiesen. (gh)

Fotos: Manfred Seidl, Mischa Erben, Rupert Steiner, Markus Landerer


Zum Thema:

www.bauten-in-not.at


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Klausi | 20.09.2019 23:42 Uhr

Räume?

Soviel visuelle Unruhe durch die Tragstrukturen und vielzuviel Glas. Kein Ort nirgends, wo Auge und Geist zur Ruhe kommen können. Baukonstruktiver und bauphysikalischer Unfug. Weg damit!

1

Karl | 18.09.2019 21:09 Uhr

25 Jahre

Es sind schon beeindruckende Räume. Eine Nutzungszeit unter 25 Jahren ist aber eindeutig zu kurz.
Man muss eben nicht alles machen, was man machen kann. So viel Glas ist problematisch.
Ein Massivbau lässt sich meist leichter reparieren und anpassen. Dieses Gebäude umzunutzen ist nahezu unmöglich.
Vielleicht sollten Architekten und Ingenieure doch öfter auf Augenhöhe zusammenarbeiten ?

 
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