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04.12.2019

Fensterlos glücklich

Peter W. Schmidt Architekten erweitern Staatsarchiv Bamberg


Papier ist geduldig, sagt man – aber es ist eben auch empfindlich, gerade wenn man es länger aufheben will. Den Ansprüchen an ein Archivgebäude ist daher gar nicht so einfach gerecht zu werden: Die Akten fühlen sich bei einer Temperatur von 16 bis 20 Grad Celsius am wohlsten, die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und maximal 55 Prozent liegen, dann ist der Zersetzungsprozess des Papiers am langsamsten, ganz aufzuhalten ist er ohnehin (noch) nicht.

Der jüngste Erweiterungsbau des oberfränkischen Staatsarchives Bamberg von Peter W. Schmidt Architekten aus Pforzheim ist daher ganz und gar aufs Archivieren ausgerichtet: Die reduzierte Gestaltung des sandsteinfarbenen Baukörpers verzichtet auf Fenster, da Tageslicht ohnehin schädlich für die Archivalien wäre. Lamellen aus Betonfertigteilen ergeben Schattenspiele auf der Fassade und sollen laut Architekten das Lagern, Schichten und Stapeln im Archiv optisch reproduzieren. Mit dem Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren ist der Kubus über einen eingeschossigen Flachbau und einem verglasten Brückenelement verbunden.

Da die Bestände des Archivs stetig größer werden, ist der Würfel bereits die dritte Erweiterung der Archivfläche. Die ersten schlossartig angelegten, neubarocken Archivgebäude wurden von 1902 bis 1905 an der Ecke Hain- und Sodenstraße erbaut und mussten bereits 1959 ergänzt werden. Das Archiv wächst mit einer Geschwindigkeit von 300 Aktenmetern pro Jahr weiter, und es wurden zwischenzeitlich Bestände von knapp 6130 Metern in das Staatsarchiv Coburg und ein Magazin in Debring ausgelagert, die nun nach Bamberg zurückgeholt werden können.

Der im Frühjahr diesen Jahres eröffnete Neubau ist mit allen zeitgenössischen technischen Finessen ausgestattet und derzeit noch angenehm leer: Fast neunzehn Kilometer Archivalien können dort eingelagert werden. Neben einem platzsparenden Rollregalsystem verfügt das Gebäude sogar über einen eigenen Quarantäneraum für schimmelbefallene Akten. An einer sogenannten mikrobiologischen Werkbank können die Papiere von der Kontamination befreit werden.

Sind die Bestände, unter denen das älteste Schriftstück aus dem Jahr 815 stammt, (es handelt sich um eine Urkunde von Ludwig dem Frommen, einem Sohn Karls des Großen) erst einmal umgezogen, werden auch die Bestandsgebäude von 1905 saniert. (tl)

Fotos:
Stefan Müller


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Peter W. Schmidt Architekten


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Der jüngste Erweiterungsbau ergänzt das historische Ensemble des Staatsarchives gelungen.

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Die Betonfassade kommt ohne Fenster aus, wirkt aber dennoch leicht.

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Über Glasbrücken und einen Flachbau ist der Erweiterungsbau mit dem Bestand verbunden.

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