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20.07.2017
Spezialist der Balance
Peter Kulka feiert 80. Geburtstag
Ein Studium bei Selman Selmanagić, ein Gastspiel bei Hermann Henselmann, drei Jahre bei Hans Scharoun und schließlich Stadtschlossarchitekt in Potsdam – es ist eine fast schon abenteuerliche Ost-West-Biografie, die Peter Kulka vorzuweisen hat. Heute wird der Architekt mit Büros in Köln und Dresden 80 Jahre alt. Studiert hatte der Architektensohn Kulka nach seiner Maurerlehre unter anderem in Görlitz und an der heutigen Kunsthochschule Weißensee, 1965 flüchtete er in die Bundesrepublik.
Zu den schillernden Fixpunkten seiner Karriere muss dabei auch sein erstes eigenes Projekt zählen, das er von 1970 an in Arbeitsgemeinschaft mit vier Kollegen errichtete: Die Universität Bielefeld. Der riesige Komplex, den man als geradezu symptomatisch für die Errungenschaften wie Irrungen der bundesdeutschen Bildungsreform lesen kann, muss eine nachhaltige Wirkung auf seinen Architekten gehabt haben. Denn schon sein nächstes Projekt, das Kölner Maternushaus, das zusammen mit Hans Schilling entstand, war von einem ganz anderen Geist: Zwar ebenfalls konsequent modern, aber viel kontextueller und vielschichtiger gedacht.
Der konkreten Eigenwilligkeit, die beim Maternushaus zum Ausdruck kam, ist Kulka seither treu geblieben. Anonyme Großprojekte interessierten ihn nicht, auch eine internationale Expansion seines Büros hat ihn nie gereizt. Bis heute bestimmt die präzise und eben auch persönliche Arbeit am konkreten Ort seine Praxis. Diese Festlegung hat dafür an anderer Stelle für eine maximale Vielfalt gesorgt: Sein Werkverzeichnis weist eine beeindruckende Varianz an Formen und Typologien auf. Eine der wenigen Wiederholungen stellen da schon seine beiden wichtigen Parlamentsbauten dar. In Dresden war Kulka für die Erweiterung des Sächsischen Landtags verantwortlich, in Potsdam errichtete er den Landtag hinter der barocken Stadtschlossfassade.
Formale Zurückhaltung, Respekt vor den Leistung anderer, ein Spezialist für die komplizierte Balance zwischen Alt und Neu, so beschreibt Peter Rumpf, ehemaliger Chefredakteur der Bauwelt, Kulka in einem Baunetz-Feature. Bei aller architektonischen Umsicht zeichnet sich der gebürtige Dresdner aber immer durch eine klare Haltung aus, die er durchaus streitbar auch in die öffentliche Diskussion einbringt. Nicht nur mit seinen eigenen Bauten ist Peter Kulka darum nun schon seit Jahrzehnten eine große Bereicherung für die deutschen Architekturlandschaft. (sb)
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Peter Kulka, Foto: Büro
Universität Bielefeld, Baubeginn 1970, Zustand 2012, Foto: Ub12vow / CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)
Maternushaus in Köln, Baubeginn 1978, Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Plenum des Landtags in Dresden, Baubeginn 1991, Foto: Geo-Loge, CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)
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