Als neue Wertschätzung des Bauens im Bestand begrüßte der Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK) Peter Conradi am 12. November 2001 die Verleihung des Deutschen Architekturpreises an die Architekten Auer + Weber + Partner (BauNetz-Meldung vom 16.07.2001). „Wenn wir mit der Neugestaltung des Ruhrfestspielhauses in Recklinghauen zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Architekturpreises einen Umbau auszeichnen“, so Conradi wörtlich, „hat das einen guten Grund: Der riesige Baubestand in Deutschland muss neuen Anforderungen angepasst werden“.
Die Beseitigung der in den letzten Jahrzehnten vorhandenen Versorgungsdefizite sei weit vorangeschritten. Das Bauen im Bestand gewinne daher immer mehr an Bedeutung, es sei nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein kulturelles Gebot. Der Gesetzgeber müsse jetzt die richtigen Rahmenbedingungen setzen: „Es ist völlig unverständlich, dass das Bauen im Bestand gegenüber dem Neubau immer noch steuerlich benachteiligt wird“, erklärte Conradi weiter.
Das Problem setze aber häufig schon viel früher an: „Es ist ein Skandal, wie sehr unsere öffentlichen Gebäude, unsere Kindergärten und Schulen unter mangelnden Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten leiden. Wir dürfen nicht die Fehler der DDR wiederholen und „Ruinen schaffen ohne Waffen“.
Respekt vor dem wirtschaftlichen und kulturellen Wert der Bauleistungen früherer Generationen heiße zweierlei: „Erstens müssen wir den Baubestand pflegen. Zweitens müssen wir ihn neuen Anforderungen anpassen. Und das in der Architektursprache unserer Zeit, welche die
ursprüngliche Architektur des Gebäudes nicht erschlagen, sondern aufgreifen, bereichern und verfeinern soll“.