Das Schloss Versailles ist nicht nur der Palast des Sonnenkönigs. Vielmehr wuchs über die Zentenarien und Revolutionen hinweg aus einem kleinen Kern von Louis le Vau ein riesiger Komplex heran. Der Dufour Pavillon etwa ist eine Erweiterung eines Schlossflügels aus dem 17. Jahrhundert. Napoleon I. gab seine imperiale Fassade in Auftrag, doch konnte sie nie fertiggestellt werden. Wie kann aus diesem Konglomerat verschiedener Bauphasen und -stile überhaupt ein modernes Museum entstehen? Das fragte sich die Direktion des Schlosses Versailles und beauftragte Dominique Perrault Architecture (Paris) damit, jenen schwierigen Pavillon Dufour zu einem zeitgenössischen Museumsbau für eine hohe Besucherzahl umzuwandeln.
Auf die komplexe Baugeschichte des Bestands reagierte Perrault mit einer materiellen Gegenüberstellung: Auf Stein und Holz der historischen Substanz lässt er nun goldenes Metall in den unterschiedlichsten Varianten folgen. Die Physiognomie des historischen Baus hat er gewahrt, die historische Substanz gestärkt und restauriert. Schwerpunkt seiner Umbauarbeiten ist eine funktionale Neuorganisation der Räumlichkeiten. Ein- und Ausgang etwa hat Dominique Perrault getrennt: Auf Hofebene betreten Individualbesucher und Gruppen den Schlossflügel und gelangen sofort in ein Foyer. Im Untergeschoss befindet sich nun der Ausgang, den das Pariser Büro mit einer schlichten Treppenanlage ausgestaltete und markierte.
Dominique Perrault hat einen neuen Parcours durch den Pavillon gebildet, der vom Eingang bis zum neu ausgebauten Auditorium im dritten Obergeschoss führt. Aufgefächerte, palmenartige Lampenschirme, perforierte Wandverkleidungen, von der Decke hängende Girlanden – alles aus golden beschichtetem Metall – begleiten einen klaren Weg durch die Flügel und machen ursprünglich nur für die Noblesse inszenierte Blickachsen sichtbar – vom Hof zum Garten, vom chambre du prince zum chambre de la princesse. (sj)
Fotos: © Dominique Perrault Architecture /Adagp, © Christian Milet / Château de Versailles
Zum Thema:
Noch mehr Treppen in Schlössern und Stiegen in Häusern gibt es in der Baunetzwoche#417
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Aristid | 23.06.2016 21:27 Uhrschließe mich an
Schönes projekt. Ein raumhaltiges Rreppengeländer, dass gleichzeitig eine vertikale Verbindung zwischen Hof und Untergeschoss ist - schöne Idee. Dadurch, dass auf Bild 4 eine Tür zu sehen ist, muss ich mir jedoch die gleiche frage stelle wie mein Vorredner. Ich stelle diesen Raum nicht in frage - die Ganzglastüren jedoch schon!