Schweizer Präzision en miniature: Bei dieser Umnutzung eines Musikpavillons in der Zürcher Sportanlage Sihlhölzli stimmt so ziemlich alles. Nicht nur die baulichen Entscheidungen, die Detaillierung und ihre handwerkliche Umsetzung überzeugen, sondern die gesamte Maßnahme, die neues Leben in die seit 50 Jahren stillgelegte Konzertmuschel brachte: Gemeinsam mit dem Sportamt Zürich führte das ortsansässige Büro Camponovo Baumgartner den denkmalgeschützten Betonschalenbau von 1932 seiner neuen Nutzung als öffentlicher Fitnessort mit Calisthenics-Anlage zu.
Als Vorbild für die neue Gestaltung diente die Formensprache Hermann Herters. Der Zürcher Stadtbaumeister gilt gemeinsam mit dem Ingenieur und Betonpionier Robert Maillart als Urheber des Musikpavillons Sihlhölzli, den die lokale Presse in den 1930er Jahren als „famose Prunkmuschel“ bezeichnete. Der Prunk des mit geöltem Oregonholz ausgekleideten Innenraums blieb erhalten: Im Tribünenbereich wurde ein rückbaubares Podest mit einem Unterbau aus Holz und Stahl eingestellt. Mit dem rot-orange-gesprenkeltem Gummigranulatboden liegt es im halbovalen Raum wie eine Zunge, die Sportgeräte in Richtung Park präsentiert. Lachsfarbene Wellengitterelemente im Lachston zwischen dunkelgrünen Pfosten folgen den historischen Brüstungen und dienen als halbdurchlässige Begrenzung. Ihr Bogenabschluss scheint dem Grundriss der Muschel nachempfunden.
Die Garderobe mit Sanitärbereich liegt im überraschend hellen Untergeschoss, das durch zwei stählern überdachte Treppen außen entlang der massiven Pavillonrückwand erschlossen wird. Radial angeordnet folgen hier die verschiedenen Raumzonen aufeinander: Die weiße Schließfachanlage schmiegt sich entlang der Außenwand, im niedrigeren Bereich unterhalb der ehemaligen Bühne wurde eine weitere Struktur aus Metall eingestellt, die Kabinen mit Duschen und WCs enthält. Die handlackierte Türenreihe wirkt in Farbigkeit und Form als massiv ausgeführtes Zitat der Gitterwand im Erdgeschoss, die Bodenbeläge referenzieren den Grünspan am überhängenden Kupferdach des Bestands.
Umgerechnet 1,84 Millionen Euro investierte die Stadt in Ertüchtigung und Umbau. Interessant dürfte die Geräuschkulisse sein, die in der akustisch geformten Muschel entsteht, wenn dort nun statt Orchestern die Muskeln spielen. (kms)
Fotos: Sven Högger, Anja Wille Schori
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Wurde hier ein ehemaliger Kulturort zur körperlichen Ertüchtigung genutzt, stellten Petr Hájek Architekti in Karlsbad umgekehrt eine Bühnenfigur in ein brachliegendes Spa.
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auch ein | 27.03.2025 09:21 Uhrarchitekt
die ecke ist ein beliebter schlafplatz für saisonarbeiter und randständige die sich keine temporären bleiben leisten können trotz schwerarbeit.
auch beliebt bei junkies zum "tauschen"...
mal sehen wie das dort bald aussieht
und das liegt NICHT unbedingt an den menschen dort sondern dass man das geld für das falsche am falschen ort ausgegeben hat