Sommerzeit ist in der Architektur der letzten Jahre vor allem immer eins: Pavillon-Zeit. Seit die Serpentine Gallery in London jedes Jahr mit der Errichtung von spektakulären, kleinen und temporären Gebäuden international renommierter Architekten eine immense internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht, greift dieses Konzept geradezu inflationär um sich. Gerade erst wurden in Deutschland Pavillonbauten von Barkow Leibinger (fürs DAM, siehe BauNetz-Meldung vom 9. Juli) und von Coop Himmelb(l)au (für die Bayrische Staatsoper, siehe BauNetz-Meldung vom 30. Juni) errichtet. Auch im Millenium Park in Chicago sind nun Pavillons geplant; einer von UN Studio, der andere von Zaha Hadid.
Beide sollten anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Stadtentwicklungsplans von Chicago 1909 eröffnet werden, volksmündlich nach einem seiner Entwickler auch „Burnham Plan“ genannt. Die „Burnham Pavilions“ spielen daher mit dem strengen orthogonalen Raster, das dieser Plan damals über die Stadt legte.
Der Bau von UN Studio, der bereits eröffnet wurde, spielt mit diesem Stadtprinzip: Wo der Burnham-Plan erst ein strenges Grundmuster definiert, um es dann an verschiedenen Stellen mit diagonalen Straßenführungen und speziellen Blickbeziehungen zu akzentuieren, da verbinden sich beim Pavillon zwei rechteckige Platten durch freie, fließende Formen. Die Hierarchie von vertikaler und horizontaler Ebene solle damit durchbrochen werden. In der Bodenplatte sind Lichtstrahler integriert: Nachts wird das „Sandwich“ von wechselnden Farbverläufen angestrahlt, die interaktiv auf die Besucher regieren können. In der Bildergalerie zeigen wir einige Fotos von der Konstruktion der Struktur.
Noch nicht eröffnet werden konnte hingegen der zweite Burnham-Pavillon von Zaha Hadid – deren Hersteller, so heißt es, hatte Schwierigkeiten bei der Produktion der 7.000 gebogenen Aluminiumrohre, die meisten davon müssen als präzise Einzelstücke hergestellt werden. Die Teile kamen nun erst auf der Baustelle an und müssen noch mit einer ebenso präzise zurecht geschnittenen Textilhaut bespannt werden. Lust und Last der aufwändigen, temporären Strukturen zeigen sich beispielhaft in diesen beiden Projektverläufen.
Beide Pavillons sind bis zum 31. Oktober 2009 im Millenium Park zu sehen. Eventuell sollen sie anschließend verkauft werden.
Und der nächste spektakuläre Pavillon steht übrigens bereits bevor: am Wochenende eröffnet im Garten der Serpentine Gallery der Pavilion 2009, diesmal nach Entwürfen von SANAA (siehe BauNetz-Meldung vom 31. März).
Zum Thema:
Interview mit Ben van Berkel / UN Studio im Crystal Talk
Download der BAUNETZWOCHE#73 „Zwischenarchitekturen“
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
e.gen | 12.07.2009 22:37 UhrKlasse!
Danke für die Konstruktionsbilder, da spürt man die Mühe, die vor die Schönheit gesetzt ist...
Öfter mal so detaiiliert!