Seit Herbst 2019 dürfen nicht nur Geschäftsleute und Pilger nach Saudi-Arabien einreisen, sondern auch Touristen mit einem eigens für diesen Reisezweck eingerichteten Visum. Im Zuge dieser Entwicklungen arbeitet das Königreich auch an der touristischen Infrastruktur seines Landes – wie beispielsweise mit dem temporären Sport- und Erlebnispark Diriyah Oasis. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe zur UNESCO Welterbestätte Al-Turaif und der Hauptstadt Riad. Auf Einladung des Diriyah Season Komitees gestaltete nun der italienische Künstler Edoardo Tresoldi mit seinem interdisziplinären Design Lab Studio Studio Studio den Pavillon Gharfa, mitten in einem quietschbunten Freizeitpark. Kuratiert wurde das ungewöhnlich experimentelle Kunstprojekt von dem dubaiischen Büro Designlab Experience.
Dies ist das Projekt von Tresoldi im Nahen Osten, in den Vereinigten Arabischen Emirate stattete er bereits 2018 ein königliches Event mit einer extravaganten Szenografie in Dubai aus. Tresoldis Markenzeichen, ein poetisch bis geisterhaft wirkendes Metallgewebe, aus dem er seine Installationen zusammensetzt, verwendete er auch für den Pavillon Gharfa. Die komplex angeordnete Figur aus vertikalen Quadern türmt sich bis zu 26 Meter in die Höhe. Die mit Kork gefüllten Hohlräume der Streckmetall-Wände stellen insofern eine Besonderheit dar, da sie harte Grenzen zwischen dem Pavillon und seiner Umgebung schaffen, was Tresoldi in seinen bisherigen Arbeiten vermieden hat. In vielen Zwischenräumen und Gängen können sich Besucher*innen – wie bei den nahe gelegenen Ruinen von Al-Turaif – verlieren und ins Innere des skulpturalen Pavillons vordringen. Dort erwarten sie unter anderem ein virtuelles Feuer und ein traditionell arabischer Teppich, der mit einem künstlichen Wolkenhimmel kontrastiert.
Kooperiert hat Tresoldi für Gharfa im Rahmen von Studio Studio Studio mit mehreren Künstlern, deren Arbeiten mit Ton, Textil oder organischem Material sich in seine charakterischen Metallgitter einnisten. Das Verschwinden und Verstecken im Raum thematisiert der italienische Farben-Künstler Alberonero mit seiner Seidentuch-Installation Duna, der Gartengestalter Matteo Foschi (Odd Garden Studio) untersucht die Gegensätzlichkeit von Materialien mit seinem weichen und fülligen Arrangement aus Zierpflanzen und der Musiker Max Magaldi gestaltet eine auditive Reise durch den Pavillon, in dem er einzelne Soundpartien erst im innersten Punkt von Gharfa zu einer vollständig hörbaren Komposition werden lässt. (kg)
Fotos: Roberto Conte
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gerard | 31.01.2020 16:21 Uhrkitsch
ich wuerde nicht von kunst reden (wie schon bei dem anderen pathetischen projekt der irrtum), sondern von kitsch.
kann man moegen, muss man aber nicht.