Im Land der Gegensätze kommt es vor, dass ein Millionär eine Stiftung gründet, die sich für Gerechtigkeit und soziale Gleichheit einsetzt. Am Campus des Kalamazoo College in Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan entstand für das Arcus Center for Social Justice Leadership bis September ein Neubau: Studio Gang (Chicago) baute hier ein dreiachsiges Volumen in Form eines Y.
Eigentlich stand an dieser Stelle das Haus des College-Präsidenten. Für die geplante Nutzung erschien es allerdings als zu klein, so dass es einem Neubau weichen musste. Jeanne Gang sah an dieser kleinen Anhöhe eine flaches, eingeschossiges, 930 Quadratmeter großes Gebäude vor, das sich mit seinen konkaven Kurven gut in die grüne Umgebung einfügt.
Passend zur freigeistigen und nichthierarchischen Atmosphäre der Stiftung wählten die Architekten für die Fassadengestaltung die traditionelle Methode der Freimaurer: Holzstämme werden wie Ziegelsteine nebeneinander vermauert, so dass das Fassadenbild von lauter runden, unterschiedlich großen Stammquerschnitten geprägt ist. Dieser Form passen sich auch die runden, kleinen Fensteröffnungen an. Im Gegenteil zu den eher geschlossenen Fassaden der langen Achsenseiten platzieren die Architekten an den Schmalseiten jeweils breite Fensterfronten. Ein Y-Arm kragt dabei über den Hügel aus.
Was genau an diesem Ort der sozialen Gerechtigkeit geschieht? Es soll nicht nur ein Ort für Studenten und Wissenschaftler sein, die hier zu Konferenzen, Seminaren und Vorträge jederzeit willkommen sind. Ebenso willkommen soll jedermann sein, der an den Themen interessiert ist. Das Center soll damit zu einer Art öffentlichem Treffpunkt werden.
Dementsprechend sind auch die Innenräume eingerichtet. Schreitet man eine breite Treppe mit unterschiedlich gesetzten Stufen, die sich teils in der Erde verlaufen, nach oben, empfangen den Besucher im Inneren helle Räumlichkeiten mit Holzausstattung und dezenten Farbakzenten in erdigem Braun und Blau. Die Räume sind geprägt von runden und fließenden Formen. Eine offene Küche sowie viele Sitzgelegenheiten in der Mitte des Gebäudes laden zur unkonventionellen Plauderei.
Wenn die New York Times zur Eröffnung den Bau als bescheiden bezeichnet, hat sie völlig recht. Bescheiden und geschmackvoll – eine schöne gebaute Metapher für die erwünschte Gerechtigkeit. (pg)
Fotos: Iwan Baan, Hedrich Blessing
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