Das Schneckenhaus ist bekanntlich die ultimative mobile Architektur, für einen Besuch in der Wüste nehmen die Menschen wiederum weite Reisen auf sich. Schneckenhaus und Wüste – wie beides zusammenkommt? In einem Pavillon in Paris, den Pezo von Ellrichshausen (Concepción) gerade für die Dokumentation einer Arbeit des französischen Künstlers Christian Boltanski errichtet haben. Der Witz: Ihr kleines Gebäude aus zwei verschnittenen Zylindern soll ein Stück Atacama-Wüste in die Metropole bringen, samt der Installation, die Boltanski in Chile verwirklichen konnte.
Das kleine Projekt steht auf dem Grundstück des Musée d'Art Contemporain du Val-de-Marne südöstlich des Pariser Zentrums. Neben Boltanski und Pezo von Ellrichshausen ist mit Christian Bourdais ein weiterer, zumindest in architekturinteressierten Kreisen bekannter Name involviert. Mit seinen Solo Houses in Spanien arbeitet der Entwickler zusammen mit seiner Frau Eva Albarran seit einigen Jahren an seiner eigenen kleinen Bauausstellung. Neben Pezo von Ellrichshausen haben dort auch schon Office KGDVS gebaut, weitere populäre Namen sollen folgen. Der kleine Pavillon in Paris ist wiederum ein Vorhaben seiner Pariser Solo Galerie, die der künstlerischen Auseinandersetzung mit Architektur gewidmet ist.
Pezo von Ellrichshausen konzipieren ihr Gebäude auf der Grundlage zweier unterschiedlicher, ineinandergreifender Radien. Die physische Dimension der grob gemauerten Wände soll dabei zugunsten einer „inneren Landschaft verschwinden“, die Bilder der entlegenen chilenische Wüste evoziert. Dort hatte Boltanski unter dem Titel „Animitas“ hunderte kleiner Glöckchen an dünnen Stäben installiert, die im Wind schwingen und dadurch eine feine Soundkulisse erzeugen. Eine verkleinerte Fassung seiner Arbeit war zuvor als Testlauf in den Tuilerien zu sehen und zu hören. Statt in einem Park zu flanieren, betritt man nun allerdings dank einer gewölbten Videoprojektion die karge Weite der Wüste.
Dieser Dimensionensprung wird nicht zuletzt durch die zurückhaltende äußere Erscheinung des Gebäudes noch verstärkt. Bis auf zwei Zugänge gibt es keine Öffnungen, und Pezo von Ellrichshausen verwenden einen erdigen Putz, der an die Lehmarchitektur von Gernot Minke denken lässt: Ein seltsames, fast schon archaisches Artefakt am Rande eines kleinen Parks, das neugierig machen soll. (sb)
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