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04.10.2017

Flexibel im Amphitheater

Pavillon von OMA in Melbourne


Während in unseren Breitengraden der Herbst nun merklich Einzug hält, beginnt in Australien gerade erst die Saison der Abendveranstaltungen im Freien. Das Ephemere und auch immer ein wenig Unvorhersehbare eines Sommerabends lässt sich leicht auf die Pavillons übertragen,  unter deren zeltartiger Architektur viele dieser Events stattfinden. Nach dem NGV Pavilion im August eröffnete nun in nächster Nachbarschaft ein weiterer, von namhaften Architekten entworfene, auf Zeit angelegte Veranstaltungsort in Melbourne: Der seit 2014 jährlich aufs neue errichtete MPavilion in den Queen Victoria Gardens.

Nach Studio Mumbai (2016), AL_A (2015) und Sean Godsell (2014) gestalteten diesmal Rem Koohlhaas und OMA-Partner David Gianotten den Pavillon, der als kulturelles Labor konzipiert ist und für fünf Monate bespielt werden wird. Es ist das erste realisierte Projekt von OMA in Australien.

Temporäre Pavillons besäßen programmatisch keine klare Ausrichtung, so Rem Koohlhaas in der Projektbeschreibung. Sie müssten flexibel bleiben und eher diverse Interaktionen inszenieren als einem einzigen Zweck dienen. Die mikroskopische Architektur ihres MPavillons solle einen Ort der Intensität in der Parklandschaft des Queen Victoria Gardens schaffen und  – entsprechend den Anforderungen der Naomi Milgrom Foundation, die den Pavillon seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2014 sponsort – das reichhaltige Angebot der kulturellen Hauptstadt Melbourne zelebrieren und erweitern – sowie zu dessen Diskussion einladen.

So entstand nach OMA’s Plänen unter einem massiv wirkenden Dach ein Theater der griechischen Antike mitten in Melbourne: Ein runder Rang aus zwei Abschnitten, eingegraben in die Parklandschaft. Der kleinere Teil der Tribüne ist drehbar, so öffnet sich der intime Ort für Vorführungen und Diskussionen hin zur Parkumgebung, der ehemalige Zuschauerraum wird zur Szenerie: Das Theater diene hier nicht der Flucht aus der Realität; im Gegenteil solle es eine ganz direkte Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Status Quo provozieren, so der Bürgermeister von Melbourne.

Das transluzente Dach ist ein stählernes Grid mit Aluminiumverkleidung, zwei Meter hoch, und ausstaffiert mit technischen Mitteln, die die unterschiedlichen Veranstaltungsformate während der Nutzungszeit am Standort unterstützen sollen. Eines davon ist das Lichtkonzept: Entsprechend dem Grid angeordnet lassen bunte Neonröhren das Dach visuell vom Boden abheben – und die in strenger Formation um die Tribünen gesetzte Bepflanzung noch artifizieller erscheinen. Stand die Nutzung ausschließlich einheimischer Pflanzen im Zusammenhang mit der Ehrerweisung gegenüber der Yalukit-Wilum, der indigenen Bewohner der Gegend um Melbourne, – die auf der Website des MPavilions recht prominent beteuert wird – so wirkt diese Entscheidung durch die Inszenierung im Kunstlicht doch eher bizarr denn glaubwürdig.

Ungleich sinnvoller erscheint in dem Kontext jedoch das Nachhaltigkeitskonzept: Für temporäre Rauminstallationen nicht gerade üblich, wird beim MPavilion seine Wiederverwertung immer gleich mitgedacht: Nach Ende jeder Saison wird das Bauwerk der Stadt übergeben und an anderer Stelle permanent öffentlich zugänglich gemacht. Der Zweitstandort ist schon geklärt. (kms)

Fotos: John Gollings, Timothy Burgess, OMA


Zum Thema:

Zum Programm des MPavilion: www.mpavilion.org/program/


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