Fortschritt in der Architektur macht sich in Fertigungstechniken und Konstruktionsweisen finden. Mit dem AirMesh Pavillon zeigt das Forschungsstudio AirLab (Architecture Intelligence Research Lab) der Singapore University of Technology and Design, was mittlerweile möglich ist. Im Team mit elf wissenschaftlichen Mitarbeitern, der Forschungsleiterin Anna Toh Hui Pang und den Gründern des Studios, den Architekten Carlos Bañón aus Spanien und Felix Raspall aus Argentinien, entstand im September 2019 ein filigranes Stahlskelett mit Potenzial für das Bauen von morgen.
Additive Fertigungstechniken und digitales Design, das sind die Hauptmerkmale des im Park Gardens by the Bay in der Singapurer Marina Bay platzierten Bauwerks. Vier Jahre lang forschte und entwarf AirLab an der eigenen Angaben zufolge „ersten 3D-gedruckten architektonischen Struktur aus Edelstahl“. Überraschend schnell ließ sich der Pavillon hingegen aufbauen. Innerhalb von zwei Tagen hatten fünf Mitarbeiter*innen die 270 individuellen Einzelteile mit verschiedenen Sechskantschlüsseln à la Ikea zusammengeschraubt.
Die leichte Konstruktion wiegt auf einer Fläche von fast 29 Quadratmetern 700 Kilogramm und hält dabei nach Angaben des Studios das 16-fache an Last aus, also mehr als elf Tonnen. Durch eine angepasste parametrische Entwurfssoftware konnten die Bauteile mit maximaler statischer Effizienz und hoher Materialersparnis geplant werden. Herkömmliche Raumfachwerke sind in ihrer geometrischen Gestaltbarkeit durch ihre Standardisierung limitiert, merkt das AirLab-Team im Projekttext an. Mit dem Potenzial des 3D-Drucks und der Individualisierung der Bauteile entstehe eine gestalterische Freiheit, die sich durch die Optimierbarkeit effizienter Strukturen schlussendlich auch wirtschaftlich rentiere, heißt es weiter.
Hinter dem, was aus der Ferne wie ein Gespinst erscheint, steckt ein architektonisches Konzept, das sich an der szenischen Umgebung der Marina Bay orientiert. Der von einem weißen Fischernetz umhüllte Pavillon verfügt über vier rechteckige Öffnungen, ausgerichtet zur benachbarten Dragonfly Bridge und dem Mega-Casino sowie Luxushotel Marina Bay Sands von Architekt Moshe Safdie. In der Nacht leuchtet die Konstruktion in verschiedenen Farben und soll damit an eine chinesische Laterne erinnern.
Text: Abhinav Thakar
Fotos: AirLab
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Frauke | 11.02.2020 16:47 UhrSchön
Spannendes Projekt mit viel Potential.
Bei entsprechender Stabilität eröffnen die Knotenpunkte aus dem Drucker sehr viele Möglichkeiten für Freiformstabtragwerke a la Mero nur eben mit mehr Gestaltungsspielraum.