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31.01.2018

Die Grotte im Serralves Park

Pavillon in Porto von depA


Richtet eine Stadt große, publikumswirksame Kunstevents aus, wird oftmals in eigens dafür entwickelte Architekturen investiert. Ungewöhnlicher ist es, dass auch an Orten, die diese Ausstellungen in Folge aufnehmen, spezielle Venues entworfen werden. So geschehen im Fall der 32. São Paulo Biennale. Nach der Finissage in der brasilianischen Kulturmetropole zog die wandernde Ausstellung im vergangenen Sommer nach Portugal. Das Serralves Museum in Porto ist zweiter Austragungsort. Die dortigen Kuratoren hatten mehrere, in Porto ansässige Architekturbüros ausgewählt, den weitläufigen Park um das Museum bis Mitte Februar mit temporären Strukturen zu bespielen und so weitere, konzentrierte Ausstellungsorte zu gestalten. Fünf Pavillons beherbergen nun jeweils eine Arbeit der Künstler Gabriel Abrantes, Jonathas de Andrade, Cecilia Bengolea & Jeremy Deller, Priscila Fernandes sowie Bárbara Wagner & Benjamin de Burca.

Die Einraumgebilde von Diogo Aguiar Studio, FAHR 021.3, fala atelier und Ottotto sitzen verteilt auf oder an den Rändern der Grünflächen des 18 Hektar großen Parks. Das Kollektiv depA hingegen wählte den angelegten Teich, Teil der erhaltenen Gartenanlage der Art Deco-Villa Casa de Serralves, zum Standort. Die dunklen, hochverspiegelten Glaswände des Liquid Pavillon reflektieren die üppige Begrünung des Wäldchens, so dass das ganze Gebäude, nahezu unsichtbar, mit ihr zu verschmelzen scheint. Gleichzeitig betont es – ähnlich den Grottenarchitekturen der Rennaissance –  die Künstlichkeit der Szenerie. Das irritierende Spiel mit Trugbild und Realem passt bestens zur Biennale mit dem Titel „Live Uncertainty“, die sich im von der politischen Krise des Jahres 2016 geprägten Brasilien mit unwägbaren Lebens- und Schaffensbedingungen auseinandersetzte.

Neben der camouflageartigen Anpassung lehnten die Architekten auch die nur aus bestimmten Blickwinkeln erkennbare Formensprache des Pavillons an die Umgebung an: Seine polygonale Struktur verdankt das Glashaus den auskragenden Fenstern des berühmten, von Alvaro Siza entworfenen Museums. Über einen Steg aus massiven Stelzen erreicht man den Ausstellungsort, dessen Innenraum zurückhaltend gestaltet ist. Dunkelheit und Grundriss lenken den Blick einzig auf eine Ecke des Gebäudes. Oberhalb der sichtbaren Wasseroberfläche läuft dort die Videoprojektion von Jonathas de Andrades „The Fish“ – eine Arbeit, die in Begleitung des algengrün schimmernden Gewässers nur hinzugewinnt. (kms)

Fotos: José Campos, Luís Albuquerque


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