Westonbirt Arboretum ist ein Waldgelände in Südwestengland, ziemlich genau 30 Kilometer nordöstlich von Bristol. Das Areal ist im Eigentum der öffentlichen Hand und wird von der Behörde Forestry England bewirtschaftet. 2017 musste der Community Shelter im Arboretum rückgebaut werden, der seit 2014 als Veranstaltungsort gedient hatte und insbesondere auf die Inklusion sozial benachteiligter Gruppen zielte.
Den nun im Mai eingeweihten Ersatzneubau gleichen Namens nutzten die Verantwortlichen, um in Zusammenarbeit mit marginalisierten Gruppen eine architektonisch anspruchsvolle Holzkonstruktion umzusetzen. Verantwortlich für den Entwurf sind Invisible Studio (Bath), Xylotek (Bristol) und Format Engineers (Bath). Die Architekt*innen und Ingenieur*innen konzipierten eine hyperbolische Paraboloidschale aus Holz, das im Zuge der regulären Bewirtschaftung auf dem Gelände des Arboretums geschlagen wurde. Außerdem verwendeten sie alte Schilder aus Aluminium, die einst auf dem Gelände für Orientierung gesorgt hatten.
Die Konstruktion lässt an technisch anspruchsvolle Bauprozesse denken, doch genau das Gegenteil war der Fall, wie Martin Self von Xylotek betont: „Es war erstaunlich zu sehen, wie eine komplexe Holzstruktur mit einem sozial diversen Team realisiert werden konnte – und dabei Techniken neu interpretiert wurden, die normalerweise nicht im Wald, sondern in High-Tech-Fabriken zum Einsatz kommen.“ So halfen unter anderem körperlich und geistig Behinderte des nahen Apperley Centre bei der Umsetzung der Holzkonstruktion mit. Selbst die 3.000 Holzschindeln wurden von vielen Helfer*innen vor Ort manuell gefertigt.
Das Projekt beweist, dass komplexe Konstruktionen und digitale Entwurfswerkzeuge kein Widerspruch zu sozialem Anspruch, kollektiven Bauprozessen und ökologischem Reuse-Denken sein müssen. (gh)
Fotos: Jim Stephenson, Johnny Hathaway, Piers Taylor (Invisible Studio)
Zum Thema:
Weitaus luxuriöser als der Community Shelter sind die beiden letzten Projekte von Invisible Studio auf BauNetz: ein Yogastudio aus Stampflehm in Somerset und die Erweiterung eines alten Cottages um einen aufregenden Anbau.
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Anton Schedlbauer | 27.09.2022 13:14 UhrNicht mehr Geld, sondern mehr Ideen
Ich mag das. Aus nichts und mit nichts etwas machen.
Nicht mehr Geld machts, sondern mehr Ideen und natürlich das Wissen und Können, die Ideen zu realisieren. Ich nenne es mal realisierbares Träumen.
Großer Respekt, muss man denen erst mal nachmachen. Oder besser: Sollte man denen mal nachmachen!