1940, als Europa gerade begann, im Zweiten Weltkrieg zu versinken, da hatte Portugal was zu feiern. In diesem Jahr beging es das 800. Jubiläum seiner nationalen Unabhängigkeit und in Lissabon fand zu diesem Anlass eine Nationalausstellung statt. Direkt am Tejo wurde nach Plänen des Architekten Antonio Lino aus diesem festlichen Anlass ein Pavillon zur Verköstigung der Besucher im modernistischen Stil errichtet. Das ist nun fast achtzig Jahre her. Die Architekten Duarte Caldas und Vitor Vicente von DC.AD (Lissabon) haben den eleganten Bau saniert und umgebaut.
Die Architektur des zweigeschossigen Pavillons ist nach zwei Seiten ausgerichtet: Der Seeseite mit ihren kräftigen Rechteckpfeilern, ihrem breit gerahmten Fenstervorsprung und den Kreisfenstern einerseits und der repräsentativen Straßenseite, die heute mit ihrer Quadratgitterfront und den großen Kugelskulpturen eher nach dem postmodernen Ungers als nach klassischer Moderne ausschaut, auf der anderen Seite. Auch innen sind die zwei Bereiche separat: Antonio Lino markierte sie jeweils mit einem Satteldach und trennte sie somit konstruktiv. Über einen zentralen Eingang und den darauffolgenden Erschließungstrakt verband Lino beide Einheiten.
Dieser zentrale Zugang wurde über die Dekaden außen und innen von einer anderen Struktur ersetzt. Ebenso sind wohl mit der Zeit „polluting features“ – so die Ausdrucksweise von Caldas und Vicente – an die Fassade geraten. Die späteren Hinzufügungen wurden von den Architekten entfernt und die Außenfassade wurde weitestgehend wieder in den Originalzustand zurückgeführt. Den Erschließungstrakt zwischen den getrennten Einheiten haben die Architekten wiederbelebt und zu einem offenen Plateau umgestaltet.
Die Veränderungen des Innenraums sind minimal. Die Verstärkungen und Erneuerungen der Architekten betonen die konstruktive Struktur des Baus. Der Dachstuhl ist nun offen, Träger wurden erneuert und freigelegt, die ursprüngliche Treppe durch eine Stahltreppe ersetzt. Eine Cafeteria und ein Restaurant legten Caldas und Vicente im Erdgeschoss auf der Seeseite an, das besondere Feature: eine mit Pflanzen bewachsene Mauer. Hinter der Ungers-ähnlichen-Front ist nun ein Ausstellungssaal, in Anlehnung an den spektakulären Kunstfund, der im Zuge der Restauration gemacht wurde: Eine echte Mauer des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt soll man hier auf der Terrasse entdeckt haben. Fragt sich, wie das Kunstwerk aus den Neunzigern überhaupt vergessen werden konnte. (sj)
Fotos: Francisco Nogueira
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Sandro | 26.02.2016 11:16 UhrSol LeWitt
Die echte Mauer (mural) ist wohl eher ein Wandbild.
Tolles Projekt!