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18.01.2021
Verkehrskathedrale
Parkhaus von ZECC in Utrecht
In den Niederlanden werden keineswegs nur noch Fahrradparkhäuser gebaut, wie dieses jüngste Beispiel für ein großes, frei stehendes Parkhaus mit 620 Autostellplätzen im Westen von Utrecht zeigt. Hier wird seit den 1990er-Jahren der Stadtteil „Leidsche Rijn“ entwickelt, der am westlichen Ufer des Amsterdam-Rhein-Kanals ein paar Dörfer, aber auch ehemalige Industrie- und Gewerbegebiete entlang des Kanals sowie Neubaugebiete umfasst. Bis 2025 sollen gut 85.000 Menschen in diesem Gebiet wohnen können.
In diesen Plänen spielt der Berlijnplein eine zentrale Rolle. Er liegt über der unterirdisch verlaufenden Autobahn A2, vor dem zentralen Bahnhof sowie an einer Brückenverbindung über den Kanal zur Altstadt. Hier soll mit Läden, Gastronomie- und Kulturangeboten ein neues Subzentrum entstehen. Bislang ist davon allerdings noch wenig umgesetzt, der Platz noch weitgehend eine flache, leere Ebene. Das ändert sich langsam, und unmittelbar neben den Bahnsteigen nutzt nun dieses große Parkhaus (Außenmaße: 42,30 x 62,50 x 16,80 Meter) nach Entwürfen von ZECC Architecten (Utrecht) seine exponierte Lage für ein klares Statement in Backstein.
Auf den ersten Blick sieht das Parkhaus nicht wie ein Parkhaus aus. Mit Absicht: „Das Zentrum von Leidsche Rijn lässt die üblichen Landmarks einer historischen Stadt vermissen“, schreiben die Architekten. Da es keine Kirche und kein historisches Rathaus gäbe, habe man mit dem stufenweise 41,50 Meter aufragenden Turm des Parkhauses einen Akzent gesetzt, der auf die Funktion des Gebäudes als P+R-Umsteigestation hinweist. Im Inneren ist das Haus wie eine große Kreuzung aufgebaut, neben zwei Einfahrten im Erdgeschoss gibt es eine dritte im zweiten Untergeschoss, wo das Parkhaus direkt mit dem Autobahntunnel verbunden ist.
Das Gebäude ist eine Stahlbetonkonstruktion mit sieben weiten, stützenfreien Etagen. Die Fassade aber lässt mit gestaffelten Klinkerfeldern aus rötlichem Backstein und hervorgesetzten Fensterfeldern aus anthrazitgrauen Betonsteinen eher an ein Büro- oder Wohnhaus denken. Die Fensteröffnungen sind mit einem feinen Metallgitter versehen, das viel Licht durchlässt und nach außen ein dunkelbraun glänzendes Ornamentgewebe zeigt. Ein zweigeschossiger Sockel, ebenfalls aus sichtbaren Betonfertigteilen, verstärkt die Assoziation an ein Geschäftshaus. Selbst wenn vorerst nur zwei Gewerbeeinheiten zum Berlijnplein hin angeboten werden. Eine spätere Nachnutzung als Wohn- oder Bürohaus durch die Architekten ist jedoch bereits mitgedacht. Die Etagen sind natürlich belüftet und von Installationen weitgehend frei gehalten. Die Statik ist so ausgelegt, dass zwei zusätzliche Etagen aufgesetzt werden können. So scheint das Parkhaus auch für eine autofreie Zukunft bereits vorbereitet.
Übrigens: Auch wenn der Turm wie ein Aussichtsturm aussieht, gibt es keine öffentlich zugängliche Plattform. Das wäre eine weitere wünschenswerte Funktionsergänzung für das Gebäude. (fh)
Fotos: Stijn Poelstra
Zum Thema:
Mehr zum Neuen Traditionalismus in den Niederlanden steht in der BAUNETZWOCHE#568, die am 3. Dezember 2020 erschienen ist.
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