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14.11.2017

Spielen mit Hafenblick in Kopenhagen

Parkhaus mit Dachspielplatz von JAJA


Parkhäuser zählen nicht unbedingt zu den spannenden und zukunftsweisenden Bauaufgaben, vor allem nicht in einer Stadt wie Kopenhagen, in der immens viel Fahrrad gefahren und der öffentliche Nahverkehr seit einigen Jahren massiv ausgebaut wird. Doch manchmal muss es trotz aller progressiven Verkehrspolitik auch im frühen 21. Jahrhundert noch ein klassisches Parkhaus sein, das sich als abweisender Klotz zwischen Wohn- und Geschäftshäuser schiebt.
 
Doch Kopenhagen wäre nicht Kopenhagen, wenn den örtlichen Planern nicht eine überaus originelle Lösung eingefallen wäre, den Schrecken einer solch monofunktionalen Großform zu brechen. Denn auch wenn natürlich nicht alles in der dänischen Hauptstadt gelingt, so beeindrucken doch viele Bauten und Verkehrsprojekte, die in den letzten Jahren in der boomenden dänischen Großstadt entstanden sind. Das neue Parkhaus des ortsansässigen Büros JAJA Architects im Århusgadekvarteret im Entwicklungsgebiet Nordhavn zählt definitiv zu diesen Projekten.
 
Das Parkhaus liegt zwischen dem Wohnturm The Silo von COBE und den Portland Towers von Design Group Architects. In beiden Fällen handelt es sich um Umbauten ehemaliger Silos, die nun als luxuriöses Wohngebäude beziehungsweise Bürohaus genutzt werden. Bei so viel neuer Nutzung in einem ehemaligen Hafenareal müssen natürlich Parkplätze sein. Und die sind direkt am Wasser am ehesten oberirdisch zu realisieren.
 
Auf der Basis eines Wettbewerbs errichteten die Architekten ein achtgeschossiges Parkhaus mit insgesamt 20.000 Quadratmeter Nutzfläche. Das Rostrot der Fassadenelemente aus Cortenstahl und der rot eingefärbten Betonstruktur sowie das Grün der bepflanzten Fassade charakterisieren das Parkhaus, das relativ eng zwischen den benachbarten Bauten steht und deshalb vor allem aus der Nähe wahrgenommen wird. Neben vielen Pflanztrögen fallen vor allem die beiden außen liegenden Treppenläufe auf, die dazu einladen, das Haus zu erkunden.
 
Der lange Aufstieg lohnt sich, denn auf dem Dach des Parkhauses befindet sich ein großer Spielplatz, der als Clou des Parkhauses gelten kann und dieses als öffentlichen Ort im bisher noch relativ unattraktiven, neuen Stadtviertel aktiviert. Die Grundstruktur des Spielplatzes ist ein vielfach gewundenes, rotes Stahlrohr, das sich aus den Handläufen der beiden Treppen entwickelt. Diverse Schaukeln, Kletterelemente und Rankgerüste sind in diese dynamisch geschwungene Struktur integriert, die damit im doppelten Wortsinn zu einem roten Faden des Projekts wird und mit ihren Spiel-, Sport- und Sitzmöglichkeiten sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. Empfehlenswert ist ein Blick auf die in den Boden eingelassenen Trampoline, denn diese sind – natürlich doppelt gesichert – in die runden, offenen Oberlichter der Wendelrampe des Parkhauses eingelassen.

Bei so viel aufregenden Eindrücken geht das Fries entlang der beiden Treppenläufe fast unter. Es wurde von RAMA Studio (Kopenhagen) gestaltet und erzählt in diversen Szenen von der industriellen Geschichte des Areals. Die riesige, comic-artige Darstellung gibt dem Projekt eine plaktive und narrative Ebene der historischen Rückbindung, die angesichts der starken Grundkonzeption vielleicht gar nicht notwendig gewesen wäre. (gh)

Fotos: Rasmus Hjortshøj – COAST


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