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07.02.2022

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Waren unter Wiesengrün

Park mit Einkaufszentrum in Tokio von Nikken Sekkei


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Der Miyashita Park bietet eine der wenigen Grünflächen im Tokioter Einkaufsbezirk Shibuya – seit mehr als 90 Jahren. Das ist aber auch schon die einzige Konstante in der bewegten Geschichte des Parks, der 2020 nach Umgestaltung durch Nikken Sekkei (Tokio) mit Generalübernehmer Takenaka Corporation (Osaka) neu eröffnet wurde.

1930 von der Stadt als öffentliche Grünfläche zwischen Meiji-dori Street, der Pendlerlinie Yamanote Line und den Flüssen Udagawa und Shibuya installiert, hatte die Anlage ihre erste massive Umwandlung zu den Olympischen Spielen 1964 erfahren: Der Shibuya-Fluss wurde kanalisiert, Autostellplätze geschaffen und der Park kurzerhand darüber neu angelegt. Seither wechselten die Besitzansprüche von der öffentlichen in private Hand. Der kürzlich fertiggestellte Umbau erfolgte im Auftrag des Immobilienentwicklers Mitsui Fudosan. Neben der Erneuerung der marode gewordenen tragenden Struktur dient er auch der voranschreitenden Kommerzialisierung öffentlicher Räume – statt des Parkhauses bildet nun ein Einkaufzentrum von 46.000 Quadratmetern das Rückgrat des Miyashita Parks.

Vier Stockwerke Retail und Gastronomie sowie ein Untergeschoss als Tiefgarage fasst der 330 Meter lange Komplex, den nördlichen Abschluss bildet ein 18 Etagen hohes Hotel. Zwei Fußgängerbrücken lenken Besucher aus dem Stadtraum in das Zentrum. Die Park-Thematik ist auch hier Konzept: Über große Schiebetüren öffnen sich die Speiseräume der Restaurants, die Verkehrsflächen der Mall werden natürlich belüftet, immer wieder öffnet sich das Gebäude und gibt den Blick auf das Blätterdach der die Meji-dori-Straße säumenden Zelkova-Bäume frei.

Der sich auf die gesamte Gebäudelänge erstreckende Dachgarten wurde als hochskalierter Laubengang geplant. Bogenförmige Rankhilfen überspannen die Freifläche und bilden ein Wiedererkennungsmerkmal. Raum für sportliche Aktivitäten – auch nach Umgestaltung bleibt der Park seinen olympischen Wurzeln treu – bieten Futsal-Platz, Skatepark und Boulderwand. Grünflächen und Bodenplatten halten sich ungefähr die Waage, der Miyashita Park ist weniger grüne Lunge als Naherholungsfläche. Zwar ist mit dem grundsätzlichen Erhalt einer solchen im hochverdichteten Shibuya schon viel gewonnen. Verloren im doppelten Sinn haben jedoch die Wohnungslosen, die in der vormals öffentlichen Grünanlage einen von wenigen Rückzugsorten im weitgehend überwachten Stadtraum Tokios gefunden hatten. Trotz lang anhaltender Kritik und Proteste seitdem der Verkauf des Parks im Jahr 2008 publik wurde, mussten sie nun Nike, Balenciaga, Gucci und einer instagramtauglich frisierten Dachbegrünung weichen. (kms)

Fotos: Nacása & Partners, Shin Shasin Kobo


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

latimer | 08.02.2022 11:44 Uhr

Wiesengrün

Der Verlust des alten Miyashita Parks ist sicher schmerzhaft. Allerdings scheint der Park sehr gefragt zu sein, bietet er doch auch Nicht-Skatern sehr viel mehr öffentliches Grün in einer der dichtesten Städte der Welt. Und das ist auch dringend nötig!
Zwar ist der Yoyogi Park um die Ecke, aber auch der kann das immense Bedürfnis der Menschen nach öffentlichem und vor allem grünen Raum in dieser Metropolis nicht annäherungsweise abdecken.
Da ist es mir dann doch ziemlich egal, ob das "instagrammable" ist oder nicht. Vielmehr sollte es Schule machen, dass die öffentliche Hand hier ihre Macht nutzt und private Bedürfnisse mit denen einer modernen und zukunftsgerichteten Stadt zusammenbringen kann.

1

maximilian | 07.02.2022 16:08 Uhr

park auf dem parkhausdach

Zuvor befand sich auf dem abgerissenen Parkhaus der tolle Miyashita Park, 2011 von Atelier Bow-Wow.

 
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