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28.03.2024

Pfade durch Wald und Geschichte

Park in Westböhmen von SOA architekti und Ateliér Koncept


Asch ist ein kleines Städtchen im Dreiländereck Bayern, Böhmen und Sachsen. Heute liegt Asch in Tschechien, in der Landessprache heißt die Stadt Aš. Das 20. Jahrhundert hat in diesem Grenzgebiet zwischen Ost und West bekanntlich kräftige Spuren hinterlassen. Um so wichtiger ist die Wiederannäherung zwischen den lange getrennten Gebieten und die Aufarbeitung der gemeinsamen, eng verflochtenen Geschichte. Vor diesem Hintergrund ist die seit zwei Jahren abgeschlossene Neugestaltung des park Historie (Geschichtsparks) in Asch zu sehen.

Das Projekt geht auf eine Kooperation mit der nahe gelegenen bayerischen Stadt Selb zurück, die mit ihrem Park der Erinnerung ebenfalls einen Ort hat, an dem sie an die wechselvolle Geschichte der Region mahnt. Die schlichte Installation in Selb hat gestalterisch jedoch wenig mit dem aufwändigen Park in Asch zu tun. Dafür sorgten die beiden Prager Büros SOA architekti und Ateliér Koncept, die seit 2015 an der 2,2 Millionen Euro teuren Neugestaltung des knapp fünf Hektar großen Areals im Herzen der tschechischen Kleinstadt arbeiteten.

Das Areal reicht vom städtisch geprägten Goetheplatz über die ruinösen Reste der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche bis in ein langgestrecktes, sanft hügeliges Waldstück hinein. Die Kirche wurde 1987 abgerissen, nachdem sie 1960 komplett ausgebrannt war. Ebenfalls verloren ging in dieser Zeit der evangelische Friedhof, der in den 1970er Jahren zerstört wurde. Auf Teilen des Friedhofsgeländes wurden Tennisplätze angelegt, die es bis heute gibt.

Die Parkgestaltung möchte an die wechselvolle Geschichte der Stadt erinnern. Als Teil des Gesamtkonzepts wurden deswegen auch Inhalte für die mobile App Time Trip erstellt. Sie sollen Einheimische und Besucher*innen in Form von Texten und historischen Bildern über die baulichen und kulturellen Verluste des Ortes informieren.

Zentraler Gedächtnisort im Park ist ein schlichter, liegender Granitblock. Er nimmt Bezug zum zerstörten Friedhof, der über Jahrhunderte von Gemeinden auf beiden Seite der Landesgrenze genutzt wurde. Vertiefungen im Stein erlauben das Aufstellen von Kerzen. Im Zusammenhang mit dem Friedhof steht auch die Sanierung der 300 Jahre alten Steinbrücke, die einst den alten und neuen Teil der Grabstätte verband.

Auffälligstes Element der Neugestaltung ist eine schlanke Brücke, die sich durch den Wald schlängelt und in Stege aus Holzplanken übergeht. Die Architekt*innen wollen die Distanz dieser neuen Durchwegung zum Boden des ehemaligen Friedhofs symbolisch verstanden wissen. Ein zweiter charakteristischer Eingriff findet sich am östlichen Ende des Areals, wo es in die Stadt übergeht. Dort entstand ein völlig neuer Platz mit Springbrunnen und Sitzgelegenheiten, der dazu einlädt, von hier aus den Pfaden durch Geschichte und Wald zu folgen. (gh)

Fotos: Alex Shoots Buildings


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