Wie sich die Typologie des barocken Spiegelkabinetts auf eine zeitgenössische Parkgestaltung übertragen lässt, zeigt ein vor kurzem fertig gestellte Parkanalage in der Stadt Zenica im Landesinneren von Bosnien und Herzegowina – eine knappe Autostunde nordwestlich von Sarajevo. Gestaltet wurde der Spiegelpark von dem Studio Filter Architecture, einer Gruppe junger Architekten aus Sarajevo, die mit ihrem Entwurf im Mai 2009 das offene Wettbewerbsverfahren für sich entscheiden konnten.
Als Teilstück des Kamberovica-Parks, einer großen öffentlichen Grünfläche am Flussufer der Bosna im Zentrum der Stadt, thematisiert der Park die Geschichte Bosniens. Die Architekten haben die Spiegel als ein gerastertes Feld geometrischer Strukturen um den zentralen Ausstellungspavillon angeordnet. Auf Betonbämken stehen diese wie eine Armee in der Landschaft und bilden eine unendliche Weite. Steht man in diesem Feld aus Spiegeln, verschwimmen die Grenzen des Parks. Durchbrochen wird die Anordnung des Spiegelfelds von der schräg verlaufenden Rampe, die hinunter in den Pavillon führt. Der lange Weg mündet in einer halb unterirdischen Spirale, die den Besucher am Ende wieder zurück an den Anfangspunkt bringt.
Auch unter der Erde wird der Gedanke des Spiegelkabinetts fortgeführt. Die Innenwände der Ausstellungsspirale sind ebenfalls mit Spiegeln verkleidet und stiften ein verwirrendes Raumgefühl. Dazwischen stellen transparente Folien, die mit historischen Zeichnungen bedruckt sind, die Geschichte einer Nation aus. Die Architekten haben mit der Gestaltung der Ausstellung folgendes Szenario entwickelt: Der Besucher spiegelt sich in der Ausstellung, er versinkt in ihr und findet am Ende zum Ausgangspunkt zurück. Nach dem Besuch verändert sich der Blick auf die Spiegel, die zuvor noch befremdlich, vielleicht sogar bedrohlich wirkten. Sie sind ein subtiler Hinweis auf die Grabsteine der Kriegsopfer.
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Sonja | 21.08.2011 22:32 Uhr????
Ist es eröffnet, oder soll es erst eröffnet werden?!?!
Jedenfalls, in dem genenten Park in Zenica befindet sich kein "Spiegel der Geschichte" , hab' heute ganzen Park "dursucht"!