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30.01.2012

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Unterstockung als letzter Akt

PARK gewinnen Kunstmuseum St. Gallen


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Es ist wie mit kleinen Kindern, eines Tages bekommen sie ihr eigenes Zimmer. Das Kunstmuseum in St. Gallen teilt sich schon seit Jahren ein Gebäude mit dem Naturmuseum – das soll sich in naher Zukunft ändern.  Zu eng ist das von Johannes Kunkler errichtete Gebäude aus dem Jahr 1877, ein Nebeneinander nicht mehr länger möglich. Das Naturmuseum soll in einen Neubau umziehen, Administration, Kunstvermittlung sowie Spezialsammlungen sollen in das benachbarte Kirchhoferhaus ausgelagert werden – kurz: die Ausstellungsfläche des Kunstmuseums wird sich verdoppeln. Mit einem integralen Gestaltungskonzept und einem erstrangigen Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm soll sich das Haus international in der Spitzengruppe der Museen seiner Größe positionieren.

Mitte Januar wurde der Wettbewerb für die Erneuerung des Kunstmuseums entschieden. Die Jury, in der u.a. Emanuel Christ und Hermann Czech saßen, wählte aus 14 eingereichten Arbeiten folgende Preisträger und Anerkennungen:

  • 1. Preis: „Rita, Sue and Bob too“ von PARK Architekten, Zürich
  • 2. Preis: „Gwenda“ von Buchner Bründler, Basel
  • 3. Preis: „Constantin“ von der Arge Office Kersten Geers David Van Severen und Bureau Dan Budik, Brüssel
  • Anerkennung: „Zenit“ von Flury + Furrer Architekten, Zürich
  • Anerkennung: „Déjeuner sur l'herbe“ von der ARGE P&B Partner Architekten und Thomas Fischer Architekt, Winterthur

Das Preisgericht empfiehlt einstimmig das Projekt „Rita, Sue and Bob too“ von PARK Architekten zur Weiterbearbeitung und Ausführung. Das Siegerprojekt schlägt ein Untergeschoss vor, das nie existierte. Raumfolge und Einteilung folgen der Struktur der oberen Geschosse; die neuen, gewölbten Decken können jedoch geschichtlich nicht verortet werden. Das Kunstmuseum von Johann Christoph Kunkler von 1877 und die Umbauten von Marcel Ferrier aus den 1980er Jahren bilden den Ausgangspunkt nicht als Geschichte, sondern als Architektur: Als Raum, Flächen und Ebenen und als materielle Konstruktion.

Mit ihrem Titel „Rita, Sue and Bob too“ beziehen sich die Architekten auf die Dreiecksgeschichte des gleichnamigen Films von Alan Clarke aus dem Jahr 1986. „Was auf den ersten Blick unspektakulär scheint, ist eine unglaublich geschickte Gratwanderung zwischen den Epochen. Dabei wird jedem eine Rolle zugeschrieben: Kunkler repräsentiert, Ferrier öffnet und ‚Rita‘ (in der Annahme, sie sei die Dritte im Bunde) brilliert mit inneren Werten. Keiner will Recht haben, keiner stellt sich in den Vordergrund, keiner will dem Anderen schaden. Das oberste Ziel ist eine harmonische Beziehung und Gesamtwirkung. Die Frage, weshalb man im 21. Jahrhundert nicht auch die achtziger Jahre bewahren soll, welche ihrerseits den Klassizismus bewahrt haben, stellt sich nämlich zu Recht“, begründet die Jury ihre Wahl.

„Die Verfassenden widerstehen der Verlockung, dem Projekt ihren Stempel aufzudrücken. Die Unterstockung wird als letzter Akt zum Übergang zu einer ausschließlichen Nutzung durch die Kunst gesehen. Der Aufwand wird darauf konzentriert, dem früher nicht existierenden Untergeschoss ein eigenes Gesicht zu verleihen, ohne dabei den darüber lastenden Kunklerbau außer Acht zu lassen“, lobt die Jury weiter. „Das Projekt ist ein sehr wertvoller Beitrag, um dem neuen Kunstmuseum auf allen Ebenen zum Durchbruch zu verhelfen. „Rita, Sue and Bob too“ ist es gelungen, eine gemeinsame Beziehung aufzubauen.“

Bereits 2001 wurde ein Projektwettbewerb für eine Erweiterung des Kunstmuseums durchgeführt (siehe BauNetz-Meldung vom 15. Februar 2002); die dafür erforderliche Zonenplanänderung lehnte das Volk 2003 in einer Referendumsabstimmung ab. In der Folge entwickelte die Stiftung St.Galler Museen die Strategie „3 Museen – 3 Häuser“. Das Kunstmuseum wird im Kunklerbau und dem benachbarten Kirchhoferhaus untergebracht. Für das Naturmuseum ist in der Nähe des Botanischen Gartens ein Neubau vorgesehen.  Das Historische und Völkerkundemuseum bleibt am bisherigen Standort und wird nach Plänen von Holzer Kobler Architekturen saniert (siehe BauNetz-Meldung vom 24. Janaur 2012).


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